Full text: Der siebentägige Krieg des Jahres 1866, sein Ursprung, sein Verlauf und seine Früchte (Cursus 4)

67 
wache stürzt und auch diese zur Ergebung zwingt. Allein 
das genügt ihm nicht, und ihm kommt der Gedanke: Wie, 
wenn du die Festung überrumpeln könntest! Gedacht, gethan! 
Schnell sprengt er, durch Schwingung eines weißen Tuches 
sich als Parlamentair ausgebend, dem Festungsthore zu, reitet 
hinein, läßt sich zum Commandanten führen und fordert von 
ihm, um unnützes Blutvergießen zu vermeiden, im Namen des 
Kronprinzen die Uebergabe der Festung. Der Commandant 
bittet um 24 Stunden Bedenkzeit. Nach Ablauf deren gelangt 
von höherer Stelle an ihn die Weisung, die Festung zu halten, 
wonach der Offizier, sich in's Fäustchen lachend, still von dannen 
reitet. — Wenden wir uns von diesem Einzelfall wieder zum 
Ganzen. 
Um die Preußen vom Vordringen auf Wien, welches Zeit 
gewinnen wollte, sich weiter zu befestigen und zu seiner Ver¬ 
theidigung die Süd-Armee heranzuziehen, abzulenken, wandte 
sich Benedek mit seiner total geschlagenen, muthlosen Armee 
nach der Festung Olmütz. König Wilhelm jedoch befahl, daß 
nur die zweite Armee Benedek verfolgen sollte, während die 
erste Armee über Brünn und die Elb-Armee über Iglau un¬ 
verzüglich auf's Herz Oesterreichs vordringen sollte. 
Während dies geschah, bemächtigte sich am 8. Juli ein 
von Sachsen herbeigezogenes preußisches Reserve - Corps von 
8000 Mann Prags, welches die Oesterreicher, da sie es 
doch nicht halten konnten, aufgegeben hatten. Der Statthalter 
und die Beamten waren geflohen und eine Deputation von 
Bürgern, der Cardinal-Erzbischof Fürst Schwarzenberg an der 
Spitze, begrüßte die Einziehenden als Beschützer der Stadt 
vor den sich hier geltend machenden Unordnungen und bat um 
möglichste Schonung Prags. Hierbei fielen den Preußen 
20 Locomotiven, gegen 2000 Eisenbahnwagen, gefüllte Maga¬ 
zine und viel Armee-Material in die Hände, und stolz flatterte 
die preußische Fahne auf der kaiserlichen Hofburg, dem Hrad- 
schin, in welchem der Commandant mit seinem Generalstabe 
5*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.