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Martin. Wenn ein erdenkliches und in meiner
Gewalt stehendes Mittel wäre, die Uebcrschwcmmung
durch Abzugsgräben oder Dämme zu hindern; so würde
ich die Niederung wählen, sonst aber lieber den Sand¬
berg.
Lehrer. Warum?
Martin. Weil ich in der, den öftern Über¬
schwemmungen bloß gestellten Niederung fast stets um¬
sonst arbeiten muß, und weder mein Vieh, noch mich
erhalten kann. Auf der Hohe aber das Wenige, was
ich antte, mir doch gewiß ist.
Lehrer. Hast du noch behalten, wie man auch
auf den schlechten Höhen etwas erbauen könne?
Martin. Man muß in Graben pflanzen, die ge¬
gen die Abendseitc einen Wall von Steinen oder Erde
haben, daß die Sonne den Pflanzen nicht lange auf
den Fuß scheinen kann. Die Erde, die den Wall gege¬
ben hat, wird nach einem Jahre in die Grube gewor¬
fen, und ist fruchtbar geworden durch die Luft. Und
nun wird daneben ein neuer Wall gemacht.
Lehrer. Und was für Früchte würdest du auf
solchen Höhen doch noch nothdürftig erbauen können?
Martin. Die Esparsette und das Pimpinellkraut
kommt doch wohl zum nothdürftigen Viehfutter auf dür¬
ren Höhen fort. — So wie zur Noth die Erdäpfel,
der grüne Kohl, Hafer, Hirse und Buchweizen; an Obst¬
bäumen: saure Kirschen und Pflaumen rc.
Lehrer. Aber wir sind von der Antwort auf dei¬
ne Frage abgekommen. Weißt du noch, was du ge¬
fragt hast?
Martin. Ja, lieber Lehrer, ich weiß eS noch.
Ich fragte, wenn ein Garten alle Jahre tragen kann,
fo könnte ja das Feld auch alle Jahre tragen, und
brauchte nicht zu ruhen oder Drache zu liegen?
Lehrer. Was wird denn gewöhnlich für Viel¬
aus der Brache geweidet?
Martin. Pferde, Rindvieh, Schafe, Schweine,
Ganse.
Lehrer. Dann muß doch auch auf der Brache
Nahrung für sie seyn.
Martin. Nahrung genug; sonst könnten sie nicht
leben, es wachsen darauf Gras und allerlei Kräuter.