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Kathrl. Wie mich ein Schlummer übernimmt!
ES dunkelt vor meinen Augen — (Sie wendet sich hier¬
auf zu Gertrud:) ich muß eilen ... Ich kann fast nicht
mehr . . . wann ich todt seyn werde . . . Ger . . trud
. . o gönne diesen Kindern, . dann. . diesen verlasse¬
nen Kindern, dann . . . und wann auch ein gut Wort
.. sie sind so verlassen. (Sie streckt die Hand aus,
die Augen brechen) — Nudeli! folg ihr — Gertrud,
darf ichs hoffen? . . . (Sie entschlummerte, und sie ist
nicht mehr aus diesem Schlummer erwacht.)
Gertrud vermuthete, daß es der Tod sey, und sagte
es Rudi — Wie er jetzt, wie der Kleine die Hände zu¬
sammenschlagen, und ohne Trost . . . hinsinken; daS
bin ich nicht im Stande zu schreiben.
Gertrud tröstete den armen Rudi, und sagte ihm
den letzten Wunsch, den die edle Mutter geäußert, und
den er in seinem Jammer nicht gehört hatte. —
Treuherzig nimmt er ihre Hand — „o Gertrud!"
„wie mich die Mutter reuet; wie sie so gut war! daß sie
„noch an das dachte — willst du auch ihre Bitte erfül¬
len, Gertrud?"
Gertrud. Ja, Rudi, so viel ich kann, will ich
daran denken.
Rudi. Gott wird dir's lohnen.
Gertrud wandte sich um, sah gen Himmel — „o
„Gott! laß mich die Bitte dieser Frau nie vergessen,"
sagte sie- still bei sich selbst; nimmt hierauf den Rudeli
und alle seine Geschwister; küßt sie mit warmen Thränen;
besorgt die Todte, und gehr dann wieder in ihre Hütte.—
Lienhard und Gertrud waren jetzt wieder in ihrer
Hütte, und die Kinder liefen dem Vater und der Mut¬
ter entgegen, baten und riefen: „wir wollen doch ge-
„schwind unsere Lcction wiederholen! Mutter komm doch
„geschwind, daß wir bald fertig werden."
Gertrud. Warum so eifrig heute, ihr Lieben?
Thut es Noth?
Kinder. Ja, wir dürfen dann, Mutter, wenn
wir eS können — mir dem Abendbrod — gelt Mutter,
wir dürfen? — Du hast'ö uns gestern versprochen.