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94. Mahnung.
Hütet eure Zungen vor Beleidigungen! Laßt kein böses
Wort hervor; stoßt den Riegel vor das Thor! — Hütet
eure Augen! Blendung will nicht taugen. Laßt ste weg
vom Bösen seh'n! Lehrt sie nur das Gute späh'n. —
Hütet eure Ohren! oder ihr seid Thoren. Laßt kein
böses Wort darin ! Es entehret euren Sinn. — Ohren,
Augen, Zungen, hütet, liebe Jungen, leider walten
diese drei allzu rasch und allzu frei!
—
Aug' und Ohren sind die Fenster, und der Mund die
Thür in's Haus: werden diese wohlverwahret, geht
nichts Böses ein und aus.
95. Meine Seele.
Ein Geist ist meine Seele, mit der ich denk' und wähle.
Sie siehet durch das Augenlicht, sic höret, was man Gutes
spricht, sie riecht der Blumen Balsamkraft, sie ist's, die
Alles wirkt und schafft, die jedes Glied am Körper regt,
im Herzen durch Gefühle schlägt, die meinen ganzen Leib
belebt und betend sich zu Gott erhebt. Wer schuf sic?
Gott! Mein Schöpfer. Dir sei ewig Preis und Dank dafür!
'
96. Die beiden Fcnstcrchen.
Es sind zwei kleine Fensterlein in einem großen Haus,
da schaut die ganze Welt hinein, da schaut die W t heraus.
Ein Maler sitzet immer dort, kennt seine Kunst genau,
malt alle Dinge fort und fort: weiß, schwarz, roth, grün
und blau. Dies malt er eckig, jenes rund, lang, kurz,
wie's ihm beliebt; wer kennet all' die Farben und die
Formen, die er gibt? Ein Zaub'rcr ist's, das sag' ich
kühn; was faßt der Erde Schoß, das malt er auf ein