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genau unterrichtet, harrte der alte Feldherr ruhig und fest der entschei¬
denden Stunde. Er war nicht geneigt, den Vortheil seiner sichern Stel¬
lung aufzugeben, zumal er Verstärkung aus Schlesien erwartete. „Ein
Feldherr soll nicht weiter ins Wasser gehen, als io lange er Boden
sieht!" war sein Stichwort. Aber solche zage Weisheit des Alters konnte
nicht bestehen neben der Energie jüngerer Führer, unter denen sich Für¬
stenberg auszeichnete, noch neben dem ungestümen Schlachtverlangen
Pappenheims, des Achilles unter den Katholiken.
Tilly sah wohl, daß man in Wien und München sagen würde:
der alte Führer ist stumpf geworden. Er gab nach. Jesus Maria!
ward das Feldgeschrci, ein weißes Band um den Hut katholisch Zeichen
wie bei Magdeburg. Der Tag graute bereits, als dieser Kriegsrath zu
Ende ging, und erst beim Scheiden gewahrte man an Todtenköpfen und
Sargen, daß die Schlacht im Hause des Todtengräbers beschlossen wor¬
den sei. Nicht ohne Schauer bestiegen die Obersten ihre Rosse, um zu
ihren Truppen zu eilen. — Ganz anders war es bei den Protestanten
zugegangen. Hier hatte man für die Schlacht entschieden auf jeden Fall.
Die Truppen wurden Abends in der Ordnung aufgestellt, in welcher sie
am Morgen vorrücken und kämpfen sollten. Gustav Adolf ritt durch
die Reihen und sprach zu ihnen', dann stieg murmelnd über dem weiten,
dunkeln Felde das Abendgebet eines ganzen Heeres empor, und dies
schwoll an zum Gesänge eines Psalms. Dann ward es still; der Sol¬
dat schlief unter den Waffen, so gut er konnte; vereinzelt brannte nur
hie und da noch ein Wachtfeuer; vereinzelt hörte man nur hier und da
den Ruf eines Vorposten, die gen Leipzig hinab scharf aufmerken mußten
auf das truppenschwangere Lager zwischen Eutritzsch und Möckern.
Vor der Nacht aber rief auch Gustav Adolf seine Heerführer zu¬
sammen und schilderte ihnen den Plan der Schlacht. Als dies geschehen,
hielt er ihnen eine lange Anrede, fronnn wie immer, doch diesmal zu¬
gleich mit einer heitern Wendung. „Ich weiß wohl," spricht der König,
„daß ihr und eure Soldaten oft scherzend sagt, in meinem Dienste könne
man wohl selig, aber nicht reich werden. Und das sei wahr gewesen,
so lange man in verwüsteten protestantischen Ländern gekämpft; aber jebt
liege ein von Beute strotzendes Lager vor ihnen und hinter ihm der Weg
zu prunkenden Städten und üppigen Ländern der Glaubensfeinde. Dann
aber folgt wieder der ernste Schluß, es gelte nicht Menschen und mensch¬
liche Dinge, sondern Gottes Ehre und den reinen Glauben. — Gott
mit uns!' wird Losung und Feldgeschrei, ein gegenseitiger Handschlag
wird gewechselt zur Bekräftigung der kommenden That. Der König stieg,
wie er dies vor der Schlacht zu thun pflegte, in einen Wagen, 'um so
die Nacht zu verbringen. Die Generale Horn, Banär und'Teuffel stie¬
gen zu ihm und erwarteten neben ihm den Tag.
Früh bei dämmerndem Morgen marschirte Tilly aus dem Lager-
halb rechts nach dem sanft sich erhebenden Felde hinauf so, daß er den
wehenden Südwestwind hinter sich bekam. Auch er hielt nun eine Rede,
eine derbe Soldatenrede, in welcher er die Gegner zu bespötteln nicht
vergaß. „Seht diese zierlichen, prunkenden Sachsen," hieß es darin,
,,'junaes, eben geworbenes Volk, wenig tauglich zu diesem blutigen
Spiel! Bei eurem ersten Anblick werden sie wie Spreu zerstieben'"
Und hierin hatte er leider Recht. „Seht auf der andern Seite die nack¬
ten, ausgehungerten, abgematteten Schweden, auf Pferden, die noch