Full text: Mit 27 Abbildungen (Teil 3 = (6. - 8. Schuljahr), [Schülerband])

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angelegt sind, dem Verkehr erschließen. Wir ruhten kurze Zeit unter einem 
herrlichen Mangobaum aus, der unsern breitästigen Dorflinden nicht un— 
aäͤhnlich ist, und eilten dann mit möglichster Schnelligkeit auf dem bereits 
aufgeschütteten Bahndamm dem vierzehn Kilometer entfernten Tanga zu. 
Dr. Karl Beerwald. (über Land und Meer.) 
219. Wie Häuptling Kisukuba zum erstenmal 
telephonierte. 
1. Der Häuptling Kisukuba betritt mit großem Gefolge die Räume des 
Postgebãudes in Mpapwa und spricht würdevoll, ohne aber eine leichte Bei⸗ 
mischung von Angst derbergen zu können, seinen Wunsch aus, mit seinem 
Freunde Pesamoya in Mrogoro ein Gespräch zu führen. Bereits seit Wochen 
sind die Fährlichkeiten, die dieser Entschluß nach sich ziehen könne, in großem 
Schaurikreise vor der Wohnung des Dorfoberhauptes besprochen worden. Die 
einen meinten, der neue Draht sei ein Teufelswerk, dessen Benutzung dem 
Sprecher sicher den Tod bringen würde. Die andern behaupteten, daß die 
Leitung zum Muungu (Gott) der Weißen führe, und daß ihnen der Muungu 
auf diesem Wege seine Ratschläge erteile; daher hätten sie so viel Weisheit. 
2. Nachdem der Postbeamte zunächst das schwatzende Gefolge des schwarzen 
Dorffürsten zur Tür hinausbefördert hat, kann die Verbindung erfolgen, falls 
der Herr Kisukuba das nötige Kleingeld bereit hat. Während der Beamte am 
Apparat beschäftigt ist, untersucht der Häuptling mit mißtrauischem Eifer den 
Fernsprechkasten. Er überzeugt sich, daß nicht etwa einer dahinter stehe, der 
slatt seines Freundes in Mrogoro antworten und ihn um seine teuern zwei 
Rupien betrugen könne. Klinglingling! Die Verbindung ist hergestellt. Ent— 
setzt fährt der Häuptling zurück, ergreift aber dann zitternd auf Zureden das 
Hoͤrrohr und versucht zunächst, mit dem Kopf in den Kasten hineinzukriechen. 
Nachdem der Beamte dieses Mißberslandus berichtigt, schreit Kisukuba wie 
toll in die Sprechöffnung, um durch die Kraft seiner Stimme die weite Ent— 
fernung zu überbrücken, die ihn von seinem Freunde trennt. Sobald der 
Beamte auch hier mäßigend eingegriffen hat, kommt die erste Antwort des 
Freundes Pesamoya aus Mrogoro. Vor überraschung läßt Kisukuba fast 
das Hörrohr fallen. Sobald er sich aber überzeugt hat, daß die Sache nicht 
weiter gefährlich ist, hellen sich seine Züge auf und in geläufigem Suaheli 
tauschen die beiden dunkeln Freunde nun ihre Begrüßungs- und Verabschiedungs⸗— 
worte aus. 
3. Kopfschüttelnd verläßt der würdige Dorfälteste nach Beendigung des 
Gespräches das Zimmer und meint, die Weißen hätten doch sehr viel Verstand. 
Freudig begrüßt draußen das Gefolge sein mutiges Oberhaupt, über dessen 
Schicksal es, verschiedene gefährliche Zwischenfälle fürchtend, sich noch nicht 
recht im klaren war. Dann erstattet der Häuptling Bericht, und nun finden
	        
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