Full text: Die europäisch-germanischen Staaten (Theil 1, Abth. 2, 1, A)

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Europa. DaS Königreich der Niederlande oder Holland. 
ViSperthal, bei Viöp mündend, gabelt sich nach oben in das Nicolai- undSaaö- 
thal, von denen jenes das Gletscherwasicr dcö Mont Rosa, deö LySkammö, deö Mont 
Cervin und mehrerer anderer Gletschermaffen aufnimmt; daö Turlmannthal senkt sich 
vom Matter- und Weißhorn hinab. Agassiz und ForbcS berühmte Glctscheruntersuchungen 
in diesen Thälern; eine großartige Alpennatur. 
d. UnterwalliS, mit 6 Zehnten: Martigny, Martinach, das römische Ocio- 
durum forum (Jlaudü, Vicus Veiagomm, Hauptort^ von UnterwalliS. an der Mündung 
des Dranse in die Rhone, am großen Rhoneknie, römische Alterthümer, ursprünglicher 
Sitz deö Bisthumö Sitten, Chorherrnstistprobstei, von wo aus die Augustiner Chorherren 
nach dem Stift auf den großen Bernhard geschickt werden, trefflicher Wein Coquempln und 
la Marque, trefflicher Honig, wiederhergestellte römische Waffcrleitung, Waarcndurchsudr; 
1200 E. Bourg Martigny, Vorstadt; im Thal der Dranse, valli-? penina, Val 
d'Entremont, oft heimgesucht von Bergstürzen und Wafferschuttmaffen, führt die Straße 
über den großen Bernhard nach Aosta. Orfiere, Flecken. Napoleons Uebergang vom 
15 — 21. Mai 1800 vor der Schlacht von Marengo, wobei die Kanonen von den Lafetten 
genommen und von den Soldaten auf Schlitten hinübergezogen wurden, für jedes Geschütz 
1200 Frks. Belohnung. Daö Hospiz auf dem großen Bernhard, 7680' h. gelegen, 
auf einer kleinen Ebene an einem düstern Alpensee; 962 gegründet, jetzt 3 Stockwerke hoch, 
mit Ställen, Magazinen, Schlafstellen für Arme, Schlafzimmer sur Reisende mit 70 —80 
Betten.Zimmer der Augustinerchorherrn, Speisesaal, Mineralien-, Pflanzensammlungen, 
Alterthümer, ein Piano, General Desaix Denkmal in der Kapelle in halberhabener Arbeit; 
10—12 Augustiner-Chorherrn mit einer Anzahl dienender Brüder, Marronierö, die neun 
Monate lang während der Zeit der Schneestürme und Lawinen Hülstzbedürstige aufsuchen, 
mit Hülfe von spanischen und neufoundländischen Hunden; die Chorherren kommen meist 
18 — 20 Jahr alt hierher, halten aber selten länger als 15 Jahr den Aufenthalt aus; 
jährlich im Durchschnitt 8—10 ganz helle Tage, nie über 20° 6. Wärme, der Schnee 
7 — 8, selbst bis 40' h., die Kälte selten unter 21° C., die strengste —35° 0.; 1848 
wurden 19,000 Personen unentgeldlich ausgenommen, nur 1800 Wohlhabende; täglich um 
12 und 6 Uhr gemeinschaftliche Tafel; früher reich an Besitzungen, welche die Revolution 
sehr geschmälert hat; etwas weiter unten die To dtenkapelle, in der die Verunglückten 
in ihren Kleidern aufgestellt mumienartig eintrocknen. Bei Mieville der herrliche Waffer- 
sturz der Sallenche, Piffevache genannt. St. Maurice, daö römische agaunum, soll 
seinen Namen vom Märtyrer Mauritius haben, der, zur thebanischen Legion gehörig, lieber 
den Märtyrertod erlitt, alö dem Christenthum entsagte, sehr alte Abtei, früher sehr reich, 
ansehnliche Bibliothek mit wichtigen Handschriften, kostbaren Alterthümern und Selten¬ 
heiten, schöner Garten mit südlichen Pflanzen; 1100 E., Paß. Bäder von Lavey. 
Monthey, Mrktfl., Glashütte. 
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Das Königreich der Niederlande oder Holland. 
tz. 1. Das Rheindeltaland, das Uebergangsland zwischen Deutschland und 
Britannien, am Nordseestrand zwischen Ems- und Maas-Scheldemündung, im NW 
von Deutschland, zwischen 21 und 25° östl. L., zwischen 50'/, und 53 '/a nördl. Br. 
gelegen, von der Nordsee umbrandet, von Deutschland (Hannover, Westphalen, Rhein- 
Preußen) und Belgien umgrenzt; der größte und welthistorisch wichtigste Theil der 
ganzen niederdeutschen Nordseeküste; abgetrennt davon im 8 das zum deutschen Bunde 
gehörige Großherzogthum Luxemburg. 
594 IHM. mit 3'/c Mill. E. ohne, 640/2 ^M. mit 3/, Mill.E. mit Luxem¬ 
burg, 5200 E. auf HÄ, einer der volksdichteren Staaten von Europa. Hierzu 
kommen noch 32,253 H>M. Kolonieländer mit 17 /2 MiU. E., wovon über 17 Mill. 
Einw. auf 29,000 IHM. in Asien, gegen 100,000 E. auf 2830 lüM. in Amerika, 
100,000 E. auf 500 D2R. in Afrika liegen. 
§. 2. Ihren Oberflächenverhältnissen nach der Gegensatz der Schweiz; 
diese das höchst-, die Niederlande das tiefstgclegene Land in Europa, dort ein reicher
	        
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