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viele der früheren Herrscher des Landes bestattet sind, schaut weit in die
Ebene hinein. In Meißen wurde 1710 die erste Porzellanfabrik angelegt,
und zwar durch den Erfinder Böttcher selber. Vorher war dieser auf dem
Königstein gefangen gehalten worden, weil er im Verdachte stand, daß er
Gold machen könne. — Bei Riesa spaltet sich die Eisenbahn in einen Zweig,
der nach Berlin, und einen, der nach Leipzig führt. Letzterer durchschneidet die
breite und fruchtbare Ebene, die sich an die letzten Ausläufer des Gebirges
anlehnt. Außer Getreidefeldern und Obstpflanzungen finden sich auch schöne
Wälder hier; in einem derselben liegt das Jagdschloß Hubertsburg oder
eigentlich Hubertus bürg (S. HZtz).
Leipzig ist mit seinen 80,000Einwohnern eine der wichtigsten Städte
Deutschlands. In den Fluren an der Elfter und Pleiße hat sich, wie wir
gehört haben, mehrmals das Geschick unseres Vaterlandes entschieden. Hier
werden alljährlich drei große Messen abgehalten, die größten Deutschlands.
Käufer und Verkäufer ziehen zu vielen Tausenden heran; Nordamerikaner
und Armenier, Normannen und Griechen begegnen sich hier. Unermeßlich
ist der Werth der Waaren, die zur Meßzeit nach allen Weltgegenden ver¬
sandt werden. Die Universität, an der einst Gellert lehrte (S. 174) und
die dereinst noch viele andere große Männer herangezogen hat, ist auch jetzt
noch berühmt. In Leipzig hat der deutsche Buchhandel seinen Hauptsitz; —
es werden nicht bloß die meisten Bücher, die in Deutschland erscheinen, hier
gedruckt, sondern auch die übrigen machen fast alle ihren Weg über diese
Stadt, ehe sie anderwärts gekauft werden können Was will gegen alles die¬
ses der Lerchenfang bei Leipzig sagen? — Der Name bedeutet Lind en-
stad t. Noch jetzt ist Leipzig von prächtigen Anlagen und Promenaden um¬
geben. Das Rosenthal ist der Anfang eines herrlichen Lustwaldes, der sich
von hier meilenweit an der Elster abwärts zieht.
IV. Die Staaten Süddeutschlandö.
l. Da8 Zrohherzoglhum Raden.
Fast alle Staaten Süddeutschlands werden von der Don au durchflossen.
Ihre Quellen liegen inBade n (280QM. mit 1,350,000zu^evangelischen,
zu f katholischen Bewohnern). Sonst aber zieht sich dieses Großherzogthum
lang und schmal am Rheine hinab. Wie dieser Strom in der Gegend
der Schweizerstadl Basel einen rechten Winkel bildet, so besteht auch Baden
aus zwei Haupttheilen, die sich rechtwinklig gegen einander neigen. — Es
gehört zu den mildesten und gesegnetsten Strichen Deutschlands. Auf dem
Schwarzwalde freilich ist das Klima rauh, und für den Ackerbau ist der
Boden nicht geeignet; aber er ist herrlich bewaldet Der Reichthum an Holz
verschafft den betriebsamen Menschen ihr Auskommen (S. In
der Rheinebene wechseln Saatfelder mit Rebenhügeln ab. Mit Getreide
kann Baden auch noch die halbe Schweiz versorgen. Die Seitenthäler des
Stromes, die Thäler der Elz, Murg, Kinzig sind äußerst fruchtbar; auch
ist die Viehzucht hier sehr bedeutend. Pferde und Ochsen werden nach Frank¬
reich ausgeführt. Das Neckarthal liefert Wein; gutes Obst gedeiht an
allen Orten. Nicht bloß Wallnußbäume, sondern auch Kastanien- und
Mandelbäume gedeihen trefflich. — Die Fabriken, in denen die Landes-