98
Die innere Verwaltung:
Regelung der Staatseinkünfte: a) direkte Steuern (Grundsteuer);
b) indirekte Steuern (Akzise); c) Schutzzoll für einheimische waren;
Hebung des Acker- und Gartenbaues: Ansiedlung von Holländern,
Einführung neuer Erzeugnisse (Rartoffel, Tabak); Pflege des Obst¬
baues (niemand durfte heiraten, der nicht sechs Dbstbäume im Garten aufzu¬
weisen hatte, die er selbst gepflanzt und die da Früchte trugen); Förderung
der Gewerbstätigkeit: Glasbläsereien, Eisenfabriken, Tuch-, Seiden- und Halb¬
seidenfabriken (Hugenotten gute Helfer dabei); Hebung von Handel und Ver¬
kehr: Erbauung von Straßen und Kanälen (Zriedrich-Wilhelms-Kanal);
Einführung der Post; Entfaltung geistigen Lebens: Gründung der Uni¬
versität Duisburg, der Königlichen Bibliothek in Berlin; be¬
rühmte Männer: Paul Gerhardt. Joh. Seb. Bach, Gottfr. Händel, Christian
Thomasius, Aug. herm. Francke. Kampf mit den Ständen: Stände und
Städte wollen ihre Selbständigkeit behalten; er bricht ihre Macht, um nicht die
unheilvolle Zersplitterung in Brandenburg aufkommen zu lassen (Gefangen¬
setzung des Königsberger Schöppenmeisters hierongmus Rhode, Hinrichtung
des Grafen Kalckstein).
Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, legte den Grund zur Größe des
brandenburgifch-preuhifchen Staates, ja, er ist dessen eigentlicher Gründer.
Kurfürst Friedrich III. bzw. König Friedrich I. 1688—1713.
Königskrönung am 18. Januar 1701 in Königsberg (Königin preußen),
Stiftung des Schwarzen Adlerordens mit der Inschrift „Zürnn online", d. h.
Jedem das Seine.
Förderung von Kunst und Wissenschaft, hauptsächlich durch seine Ge¬
mahlin Sophie Charlotte: Gründung einer Akademie in Berlin (Leibniz),
der Universität Halle (Thomasius, A. h. Francke), Gründung des
Waisenhauses in Halle (Franckesche Stiftungen).
Friedrich Wilhelm 1. 1713—40.
Lharakter im Gegensatz zu seinem Vater: einfach, schlicht, sparsam, pflicht¬
treu, soldatisch vom Kopf bis zum Fuß; baut weiter auf dem Grunde des Großen
Kurfürsten.
Schöpfer der stramm preußischen Verwaltung und Ordnung („Beamten¬
könig"): das Generaldirektorium steht an der Spitze, daneben die Kriegs¬
und Domänenkammer; die Domänen sind Musterwirtschaften mit hohen Ein¬
künften; die Bevorrechtung der Stände und Fürsten, die unter Friedrich 1. wieder
vorhanden war, wird aufgehoben; das persönliche Regiment ist wie ein „rocber de
bronce“, wie ein Fels aus Erz; er übt selbst überall Aufsicht und Kontrolle (Tor¬
schreiber in Potsdam): Hebung d es G e w erb es (Tuchfabrikation in Kottbus,
Forstusw.) und des Ackerbaues; Aufnahme der vertriebenen Salzburger (l7Z2).
Vervollkommnung des Heerwesens: Schöpfer des preußischen
Militärs („Soldatenkönig"): Soldatenstand — Ehrenstand; er selbst stets im
Soldatenrock; tüchtige Ausbildung der Soldaten („der alte Dessauer", der Er¬
finder des Gleichschritts und des eisernen Ladestocks, führt auch die Musik beim
Militär ein); stramme Zucht (Spießrutenlaufen); Werbebezirke (Rekrutierungs¬
kantone); Vorliebe für sein Leibregiment (die „langen Kerls").
Schöpfer (Vater) der preußischen Volksschule: er fordert für jeden ein
bestimmtes wissen im Lesen, Schreiben und Rechnen (eine Art Schulzwang);
A. h. Francke in Schulsachen sein Berater; gelehrte Bildung verachtet er (Prof.
Wolf in Halle); Zeit des Pietismus.