Gesandter nach Petersburg und 1862 als Botschafter nach Paris. So hatte
er Gelegenheit, die Zustände und Verhältnisse Rußlands und Frankreichs genau
kennen zu lernen, b) Bismarck als Al inist er Präsident. Als es dem
Könige Wilhelm nicht möglich war, vom Landtage die zur Heeresverstärknng
notwendigen Mittel zu erhalten, berief er ans Roons Rat Otto von Bismarck
zum preußischen Ministerpräsidenten. Dieser trat mit Nachdruck für die Heeres¬
verstärknng und Neubewaffnnng ein, weil er die Notwendigkeit eines starken
und tüchtigen Heeres erkannt hatte. Aber auch ihm verweigerte der Landtag
die Mittel; doch ertrug Bismarck alle Schmähungen und die Verkennung seiner
Absichten mit Entschlossenheit und hielt an seinem Plane fest. Die Ereignisse
der folgenden Zeit haben Ihm Recht gegeben, und nach dem Kriege von 1866
schätzte und verehrte ihn das preußische Volk allenthalben, c) Bismarck als
Kanzler. Ein besonderes Verdienst erwarb er sich um die Wiederherstellung
des Deutschen Reiches. Als Kanzler des Norddeutschen Bundes gelang es
ihm, während des Krieges 1870—71 die Verhandlungen mit den übrigen
deutschen Staaten wegen der Wiederherstellung des Deutschen Reiches zum
crsolgreichen Abschluß zu bringen (S. 104). Der Kaiser erhob ihn zum Zeichen
der Anerkennung in den Fürstenstand und ernannte ihn zum Kanzler des
neuen Deutschen Reiches. Noch 18 Jahre leitete er als „treuer Diener seines
Herrn" die Geschicke Deutschlands, und es gelang ihm, das Reich nach innen
einig und nach außen kräftig und stark zu machen („Eiserner Kanzler").
3. Tank des Deutschen Volkes. Einen Beweis der Dankbarkeit und
Verehrung gab ihm das deutsche Volk bei Gelegenheit seines 70. Geburtstages,
indem cs ihm 2'Z Mill. Mark als Bismarckspende überwies. Für einen Teil
der Summe wurde sein Stammgnt Schönhansen zurückerworben, während
1 Mill. Mark zu einer Stiftung Verwendung fanden.
4. Seine Entlassung aus dem Staatsdienst. Den wiederholten Ent-
lassungsgesnchen des Fürsten hatte Kaiser Wilhelm der Große ein bestimmtes
„Niemals" entgegengesetzt. Jedoch kurze Zeit nach der Übernahme der Re¬
gierung durch Kaiser Wilhelm II. ergaben sich Zwischen Kaiser und Kanzler
Meinungsverschiedenheiten, die 1890 zur Entlassung 'des Reichskanzlers
führten. Fürst Bismarck lebte seitdem auf seinem Gute Friedrichsruh im
Sachsenwalde bei Hamburg im Kreise seiner Familie. Hier verschied er am
30. Juli 1898, 83 Jahre alt, und wurde im Mausoleum daselbst beigesetzt
Mit ihm war einer der größten Männer Deutschlands dahingegangen. (Sein
Denkmal vor dem Reichstagsgebüude, Bismarckwarten).
Generalfeldmarschall Helmut von Moltke wurde 1800 zu Parchim
(Mecklenburg) als Sohn eines dänischen Generals geboren. Nach seiner
militärischen Vorbildung ans der Kadettenanstalt zu Kopenhagen trat er zuerst
in den dänischen, nach kurzer Zeit aber in den preußischen Militärdienst.
Wegen seiner bedeutenden Fähigkeiten wurde er (1832) zum Generalstab ver¬
setzt, unternahm mit Erlaubnis der Regierung Reisen nach dem Orient
(Türkei, Kleinasien, Syrien) und wurde militärischer Ratgeber des Sultans.
Seine Erfahrungen, die er während mehrerer Feldzüge im Orient gemacht
hatte, legte Moltke in verschiedenen Schriften nieder. Nach Preußen zurück-