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bedeckt. Den Fuß schützte ein einfacher Schuh ans einem Stück Leder. Die
Frauen trugen ein ärmelloses Leinenhemd und darüber einen Mantel, der
durch Spangen zusammengehalten wurde. Metallene Armringe dienten den
Männern und Frauen als Schmuck.
Die Lieblingsbeschäftigung der Männer war die Jagd ans wilde
Tiere und der Krieg. Mit Speer und Schild, Keule und Axt bewaffnet,
zogen sie zum Kampfe aus, der mit einem Schlachtgesang eröffnet wurde. Vor
den Mund gehaltene Schilde verstärkten den Gesang. Vielfach begleiteten die
Frauen ihre Männer in die Schlacht, um sie zum Kampfe anzufeuern und die
Verwundeten zu pflegen. Im Frieden bebauten die Weiber und bisweilen
auch die Knechte den Acker mit Hafer, Gerste, Rüben, Rettichen. Die weiten
Grasebenen boten reiche Gelegenheit zur Aufzucht von Pferden, Rindern,
Schafen, Ziegen und Schweinen. Im Hanse beschäftigten sich die Frauen und
Mägde mit Spinnen, Weben und Nähen. Als Wohnungen dienten den
alten Deutschen roh hergestellte, zerstreut liegende Holzhütten, im Winter wohl
auch gegrabene Erdhöhlen. Im Hintergründe der Hütte stand ein großer
steinerner Herd; brennende Holzscheite hüllten das Innere der Hütte tu Rauch
und schwärzten Balken und Decke. Hölzerne Bänke, Schemel und Tische
bildeten das Hausgerät. In den Wohnungen der Edcln schmückten Waffen
und Beutestücke die Holzpfeiler der Halle.
Charaktereigenschaften. Als deutsche Tugenden rühmte man den
kriegerischen Germanen Tapferkeit, Freiheitsliebe und Mannentreue nach; nicht
minder wurden Wahrhaftigkeit, Gastfreundschaft und Keuschheit bei ihnen hoch¬
geschätzt. Ihre Leidenschaften waren Trunk und Würfelspiel, wobei sie nicht
selten Hans und Hof, ja ihre Freiheit verloren.
Stände. Der Hauptteil des Volkes bestand ans Freien, die äußer¬
lich an dem lang herabwallenden Haar kenntlich waren. Sie allein führten
die Waffen und dursten an den Volksversammlungen (Ding) teilnehmen.
Ihnen gehörte auch der größte Teil des Grund und Bodens. Einzelne
Familien, die sich durch besondere Tüchtigkeit und größeren Bodenbesitz aus¬
zeichneten, bildeten den Adel (Edelinge). Aus ihnen wählte man die Fürsten
und Könige. Weitere Vorrechte genossen sie nicht. — Neben den Freien gab
es noch Unfreie, zu denen Kriegsgefangene und ehemalige Freie gehörten,
die ihre Freiheit im Spiel verloren hatten. Sie besaßen keine Rechte und
mußten die Arbeiten ans dem Besitztum des Herrn umsonst verrichten. Aus
freigelassenen Knechten ging allmählich der Stand der Freigelassenen hervor.
Für das Land, das der Herr ihnen zur Nutzung überwies, hatten sie Abgaben
an Getreide, Vieh und Kleidern zu entrichten.
Stammeseinteilung. Zu gegenseitigem Schutz und Beistand schlossen
sich mehrere verwandte Familien zu einer Vereinigung zusammen, die den
Namen Sippe führte. Mehrere Sippen nannte man eine Hundertschaft.
An ihrer Spitze stand der Fürst, der Recht sprach, die Verteilung des
Landes vornahm und int Kriege die freien Männer des Bezirkes anführte.
Mehrere Hundertschaften vereinigten sich zur Völkerschaft, die im Kriege von
einem gewählten Herzog angeführt wurde. — Gewöhnlich zweimal im Jahre