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das Christentum erhalten hat. Durch Missionare wird das Christentum auch
unter den Negern, die Götzendienst treiben, immer mehr verbreitet.
Die Atlas-Länder.
Der Atlas ist ein Kettengebirge, das in den Hohen, Großen
und Kleinen Atlas zerfällt. In diesen leben Löwen, Hyänen und Schakale.
Daneben aber gedeihen auf den grasbestandenen Halden des Gebirges Ziegen,
Maultiere und Pferde (Berberrosse). Im Winter treffen dort wie in ganz
Nordafrika unsere Zugvögel ein. — Zwischen den Kettengebirgen liegt eine mit
Salzsümpfen und Salzgräsern bedeckte Hochfläche, auf der das Halfagras, in
Spanien Esparto genannt (Flechtwerk, Papierbereitung), wächst. — Fein zer¬
riebener Granitstaub (Tonboden) bedeckt die N.- und O.-Abhänge, welche Teil
genannt werden. Durch starke Winterregen, feuchte Seeluft oder Bohrbrunnen
wird das Dell bewässert. Feines Gemüse, wie Blumenkohl und (Malta-)
Kartoffeln, werden hier zuerst für den Versand nach Europa reif. Lebhaften
Anbau finden auch die Früchte Südeuropas. — Der Südabhang des Gebirges
geht allmählich in die Wüste mit ihren Oasen und Dattelhainen über.
Die Atlasländer zeigen in ihrem Aufbau und Anbau mehr Ähnlichkeit
mit den südeuropäischen Ländern als mit Afrika. Die Kettengebirge sind die
Fortsetzung des Andalusischen Gebirges in Spanien. Wie Südeuropa gehört
auch dieses Gebiet mit seinem Klima, seinen Pslanzenformen und Tierarten
(ausgenommen die Raubtiere) der Mittelmeerzone an. Es gliedert sich
in 3 Staaten:
1. Das Sultanat Marokko im W. ist ohne die Wüste 4/5 mal so groß
wie Deutschland. Bewohnt wird das Land von dem Mischvolk der Mauren,
welche neben Handel verschiedene Gewerbe treiben (Lederbearbeitung, Teppich-
knüpferei). In fruchtbarer Gegend liegt die Hauptstadt Marokko (viele
Judeu). Der größte Handelshafen des Landes, Tanger, am Eingang der
Straße von Gibraltar führt hauptsächlich Mais, Gerste, Hülsenfrüchte, Öl
und Wolle aus.
2. Algerien, das seit 1830 den Franzosen gehört, ist bedeutend größer
als Frankreich. In dem fruchtbaren Stufenlande wachsen Wein, Ölbäume,
Korkeichen, Orangen, Zitronen, Feigen und Mandeln. Bei hinreichender Be¬
wässerung gibt das Land jährlich dreifache Ernten. Schon im Februar und
März wird frisches Gemüse aus Algerien nach Frankreich und Deutschland
ausgeführt. Der Boden liefert beträchtliche Mengen Blei und Eisen. Die
Haupt- und Hafenstadt Algier breitet sich mit den blendend weißen Häusern
auf einer Anhöhe aus.
3. Tunis, der östliche der drei Staaten, steht unter französischem Schutz
und ist wie Algerien reich an Dattelpalmen, Olbäumen und Korkeichen,
besonders aber blüht die Garten- und Obstkultur.- Deutschland erhält vor¬
zügliches frühes Gemüse und Datteln aus den französischen Kolonien. Die
Hauptstadt Tunis ist als Handelsstadt nach dem nahegelegenen Sizilien und
Jlalien von Bedeutung. Der lebhafte Gewerbebetrieb liefert kostbare Decken,
Teppiche, Leder- und Seidenwaren, Gold- und Silberschmuck sowie Waffen.