Full text: Nicolaisches Realienbuch

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9. Förderung von Kunst und Wissenschaft. Unter den Künsten be¬ 
günstigte der König besonders die Baukunst; denn er wollte Berlin gern 
das Ansetzn einer europäischen Hauptstadt geben. Schon 1742 wurde das 
Opernhaus, dann das Akademiegebäude, das Jnvalidenhaus, die Domkirche, 
die katholische Hedwigskirche, die Königliche Bibliothek, das Schloß des 
Prinzen Heinrich (jetzige Universität), ferner der deutsche und französische Dom 
auf dem Gendarmenmarkt erbaut. Auf dem Wilhclmsplatz ließ der König 
feinen hochverdienten Feldherren kunstvolle Denkmäler errichten, die später 
durch neue ersetzt wurden. In Potsdam entstanden inmitten herrlicher Park¬ 
anlagen sein Lieblingsschloß Sanssouci und das Neue Palais. Auch die 
Musik, besonders die italienische Oper, und das französische Schauspiel er¬ 
freuten sich seiner Gunst. Die Akademie der Wissenschaften wurde neu be¬ 
gründet und durch die persönliche Mitarbeit des Königs zu eifrigem Schaffen 
angeregt. Bedeutende deutsche Gelehrte und Schriftsteller wirkten während 
seiner Regiernngszeit in Berlin, so Lessing, Mendelssohn; doch fanden sie 
beim Könige weniger Entgegenkommen als die französischen (Voltaire). 
10. Friedrichs Fürsorge für Berlin. Die Förderung, die Friedrich 
der Große den Künsten und Wissenschaften angedeihen ließ, kam hauptsächlich 
Berlin zu statten. Neben der Errichtung zahlreicher Prachtgebände, durch die 
er besonders den Opernplatz künstlerisch gestaltete, verdankt Berlin ihm die 
Umwandlung des Tiergartens in einen öffentlichen Park. Bald wurde dieser 
Zum Lieblingsaufenthalt der Erholung suchenden Bewohner der Stadt. Im 
Tiergarten wurden damals auch die ersten „Zelten" errichtet, die sich zu einem 
Sammelpunkt für die vornehme Welt entwickelten. Außer der Errichtung der 
Prachtbauten regte der König auch sonst die bauliche Entwickelung in Berlin 
bedeutend an. Unter den Linden entstanden ans königliche Kosten 44 ansehn¬ 
liche Häuser, ähnlich in der Leipziger Straße und am Gendarmenmarkt. Auch 
die Brücken in der Stadt erfuhren durch seinen Baumeister Gontard (Gontard- 
Straße) künstlerische Ausgestaltung, so die Königs-Kolonnaden und die 
Kolonnaden in der Mohren- und Leipziger Straße. Im Innern der Stadt 
wurden an Stelle der alten Befestigung die Alexander-, Münz-,, Nene Schön¬ 
hauser und Präsidenten-Straße angelegt. Eine große Zahl Bürgerhäuser, 
mehrere Kasernen, das Jnvalidenhaus u. a. entstanden ganz oder teilweise 
ans königliche Kosten. So erreichte Berlin am Ende der Regierung Friedrichs 
des Großen die Zahl von 150 000 Einwohnern. Wie er die verschiedenen 
Zweige der Gewerbtätigkeit in Berlin förderte und zum Teil neu einzubürgern 
sich bemühte, ist bereits erwähnt. Auf allen Gebieten herrschte reges Leben, 
so daß Berlin während seiner Regiernngszeit fast völlig umgeschaffen wurde. 
11. Einführung des Kaffee- und Tabakmonopols. Um die Einnahmen 
des Staates zu erhöhen, legte der König ans die Einfuhr ausländischer Waren 
hohe Zölle und ließ den Handel mit Salz, Kaffee und Tabak allein durch 
den Staat, nämlich durch Kaufleute, die vom Staate angestellt waren, be¬ 
treiben. Um das Einschmuggeln nicht besteuerter Waren zu verhindern, waren 
Beamte, meist Franzosen, angestellt. Sie forschten in den Häusern nach ein¬ 
geschmuggeltem Kaffee und machten sich dadurch sehr verhaßt (Kaffeeriecher).
	        
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