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Frankreich neue Truppen erhielten und Washington einige Erfolge über die
Engländer davongetragen hatte, kam Anfang 1783 der Friede von Versailles
Zustande. In demselben wurde die Unabhängigkeit der 13 Vereinigten
Staaten durch England anerkannt.
3. Bundesverfassung. Die gemeinsame Regierung der Vereinigten
Staaten übertrug man einem alle vier Jahre ncn Zu wählenden Präsidenten.
Zum Bundespräsidenten wurde wiederholt Washington gewählt. Den
Sitz der Bundesregierung verlegte man später in die nenerbaute Bundes¬
hauptstadt Washington, wo das „Weiße Hans" als Amtswohnung des
Präsidenten errichtet wurde.
Die französische Revolution (1789—1705).
Das bedeutsamste Ereignis am Ende des achtzehnten Jahrhunderts
war die französische Revolution.
1. VerschiedeneUrsacheu lagen dieser Umwälzung zu gründe. Ludwig XIV.
und Ludwig XV. (S. 61) vergeudeten durch kostspielige Bauten (Versailles),
prunkvolle Hofhaltung, glänzende Festlichkeiten und reiche Geschenke an Günstlinge
die Einnahmen des Staates. Infolge dieser Verschwendungssucht trat ein
derartiger Verfall der Sitten in den Hofkreisen und den oberen Gesell¬
schaftsklassen ein, daß sich auch bald im ganzen Volke eine Lockerung der
Sitten bemerkbar machte. Durch glaubenslose Schriftsteller damaliger
Zeit (Voltaire, Diderot, Rousseau) wurde der Verfall von Zucht und Sitte
noch beschleunigt. Die Eroberungskriege Ludwigs XIV. hatten die
Schuldenlast des Landes beträchtlich vermehrt. Die ungerechte Bevor¬
zugung der oberen Stände (Adel, und Geistlichkeit) und die Belastung
des Bürgerstandes mit Stenern sowie die fast völlige Rechtlosigkeit des leib¬
eigenen Bauernstandes trugen zur Steigerung der Unzufriedenheit bei. Dazu
kam noch die traurige Verwaltung des Landes infolge der Käuflichkeit der
höheren Beamten- und der Ofsiziersstellen und endlich die Rechtlosigkeit der
Untertanen gegenüber der Willkür des Hofes (Verhaftungsbefehle, Bastille).
Dies alles führte zu einer allgemeinen Unzufriedenheit, die durch die stetig
wachsende Schuldenlast (3000 Mill. Mark) aufs höchste gesteigert wurde.
2. Berufung der Rcichsstände. So übernahm Ludwig XVI., der mit
Marie Antoinette, einer Tochter Maria Theresias, vermählt war, die Re¬
gierung. Vergeblich suchte der gutmütige, aber schwache König die Schuldenlast
zu vermindern. Schließlich berief er die Reichsstände (Adel, Geistlichkeit und
Bürger), die seit langer Zeit nicht mehr. befragt worden waren, zu gemein¬
samer Beratung der Angelegenheit nach Versailles.
3. Bildung der Nationalversammlung; Ausbruch der Revolution.
Ein Zwiespalt unter den Ständen bewirkte die Bildung einer National¬
versammlung, hauptsächlich ans Bürgern bestehend. Sie hatte den Zweck,
dem Lande eine Verfassung zu geben, wobei auch die Rechte des Volkes zum
Ausdruck kommen sollten. Gerüchte von einer beabsichtigten Auflösung der
Versammlung führten zur Erstürmung der Bastille, des Staatsgefängnisies,
und zur Befreiung der Gefangenen. Die Nationalversammlung hob den