Full text: Nicolaisches Realienbuch

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und Kanälen Zn fördern und das Unterrichtswesen einheitlich zu regeln. — 
Inzwischen schlossen England, Rußland, Österreich und Schweden ein Bündnis, 
um dem Übergewicht Frankreichs in Europa Zu steuern; somit begann der 
dritte Bund es krieg gegen Frankreich. Während die vereinigte französische 
und spanische Flotte durch die englische unter Nelson bei Trafalgar völlig 
geschlagen wurde, besiegte Napoleon die verbündeten Russen und Österreicher 
in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz (unweit Brünn in Mähren). 
Beim Friedenschluß verlor Österreich ganz Oberitalien an Frankreich, ferner 
Tirol und mehrere Bistümer an Bayern, Württemberg und Baden und 
mußte Bayern und Württemberg als Königreiche anerkennen. 
5. Auflösung des Deutschen Reiches. Napoleons Macht und Einfluß 
stiegen immer höher. Die eroberten Länder verschenkte er als Königreiche an 
seine Brüder und Verwandten. Durch Rangerhöhungen und Zusage von 
Gebietserweiterungen ans Kosten des Reiches suchte er die deutschen Fürsten 
für sich zu gewinnen. Nachdem durch den Frieden von Lüneville an 100 
deutsche Kleinstaaten mit 372 Mill. Bewohnern an Frankreich verloren gegangen 
waren, schritt die Auflösung des Reiches immer weiter. Um verschiedene 
deutsche Fürsten für die linksrheinischen Gebiete zu entschädigen, wurden 1803 
durch Beschluß der „Reichsdeputation" in Regensbnrg über 100 geistliche 
Besitztümer (Kurfürstentümer, Bistümer, Abteien) und alle Reichsstädte bis 
auf sechs (Hamburg, Bremen, Lübeck, Frankfurt a. Dt., Nürnberg, Augsburg) 
den benachbarten Fürsten Zugewiesen. Preußen erhielt hierdurch einen be¬ 
deutenden Gebietszuwachs, nämlich die Bistümer Hildesheim, Paderborn, den 
größten Teil von Münster, ferner Erfurt, das Eichsfeld, eine Anzahl Abteien 
und die Reichsstädte Goslar, Mühlhausen und Nordhansen. 1806 folgte eine 
weitere Aufteilung des Reichsgebietes. Die kleineren Fürstentümer und 
Grafschaften, die Reichsritterschaft, die Gebiete der Ritterorden und die süd¬ 
deutschen Reichsstädte wurden ebenfalls den benachbarten Fürsten zugeteilt. 
Doch den völligen Untergang des Reiches führte die Gründung des Rhein¬ 
bundes 1806 herbei. 16 deutsche Mittel- und Kleinstaaten, darunter Bayern, 
Württemberg, Baden, Hessen-Darmstadt, sagten sich vom Deutschen Reiche los 
und erkannten Napoleon als ihren Schntzherrn an. Da anßerdcin das 
Ansehn und die Macht des deutschen Kaisers fast keine Bedeutung mehr 
hatten, so legte Kaiser Franz II. 1806 die deutsche Kaiserkrone nieder und 
entband die Fürsten und Reichsstände ihres Eides. Er führte von nun an 
den 1804 angenommenen Titel Franz I., Kaiser von Österreich. So ging 
das alte Deutsche Reich nach tausendjährigem Bestehen durch die Lauheit der 
Fürsten zu gründe. Durch Kaiser Wilhelm den Großen wurde es unter 
günstigeren Verhältnissen 1871 wieder aufgerichtet. 
Friedrich Wilhelm III. (1797-1840). 
1. Friedrich Wilhelm und die Königin Luise. Nach dem Tode Friedrich 
Wilhelm II. im Jahre 1797 übernahm Friedrich Wilhelm III. unter wenig 
günstigen Umständen die Regierung des preußischen Staates. Schon als 
Kronprinz hatte sich Friedrich Wilhelm mit der ebenso schönen wie liebens-
	        
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