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Sachsen ein Mönch Namens Tetzel in einer Art, die viel Ärgernis
erregte. Um den Mißbrauch, welcher mit dem Ablaß getrieben wurde,
zu verhindern, schlug Dr. Martin Luther am 31. Oktober 1517 an die
Schloßkirche in Wittenberg 95 Sätze oder Thesen an und erklärte, daß
er dieselben gegen jedermann verteidigen wolle.
b. Martin Luther, der Sohn eines Bergmannes, war am 10. No¬
vember 1483 in Eisleben (westl. von Halle) geboren. Da er gute Anlagen
zeigte, so wurde er von seinen Eltern zum Studieren bestimmt, und er
wollte sich zum Rechtsgelehrten ausbilden. Der plötzliche Tod seines
besten Freundes und die eigene Lebensgefahr bei einem schweren Gewitter
bewogen ihn, dem weltlichen Leben zu entsagen und Mönch zu werden.
Er trat in den Augustinerorden ein. Mit dem größten Fleiße studierte
er. Bald wurde er wegen seiner Gelehrsamkeit von dem Kurfürsten
Friedrich dem Weisen von Sachsen als Professor der Theologie
(Gottesgelehrsamkeit) nach Wittenberg berufen.
e. Die von ihm aufgestellten Thesen erregten großes Aufsehen und
fanden viel Beifall und weite Verbreitung. Der Papst erklärte aber
41 Sätze Luthers für irrig und forderte ihn auf, dieselben zu wider¬
rufen. Da sich Luther weigerte, wurde der Kirchenbann über ihn aus¬
gesprochen. Allein Luther zog an der Spitze der Studenten vor die
Thore Wittenbergs und verbrannte die päpstliche Bannbulle.*) Mit
dieser Handlung sagte er sich von der Kirche los.
d. Inzwischen war Kaiser Maximilian gestorben, und sein Enkel
Karl V. wurde sein Nachfolger. Dieser berief einen großen Reichstag
nach Worms 1521. Luther wurde auch vorgeladen und zum Widerruf
seiner Lehre aufgefordert. Er erklärte sich dazu bereit, wenn man ihm
aus der hl. Schrift beweise, daß ec unrecht habe. Durch die Darlegungen
der Gegner hielt er sich nicht für widerlegt, worauf er in die Reichsacht
erklärt wurde. Sein Landesherr, Friedrich der Weise, ließ ihn jedoch
heimlich auf die Wartburg bringen, wo man ihn für einen gefangenen
Ritter hielt. Über ein Jahr weilte er hier und übersetzte das Neue
Testament ins Deutsche. In den folgenden Jahren gewann seine
Lehre viele Anhänger, namentlich in Norddeutschland. Manche Fürsten
schafften den katholischen Gottesdienst ab, hoben die Klöster auf, zogen
dieWirchengüter ein und legten sich selbst die oberste Kirchengewalt stbei.
6. Auf dem Reichstag zu Speier 1529 wurde der Beschluß gefaßt,
daß an der Lehre der Kirche bis zu einer allgemeinen Kirchenversammlung
nichts geändert werden solle. Luthers Anhänger protestierten gegen
diesen Beschluß und erhielten daher den Namen Protestanten.
f. Im Jahre 1530 wurde zu Augsburg abermals ein Reichstag
abgehalten. Auf diesem übergaben die Protestanten ihr Glaubensbekenntnis,
die sogenannte Augsburger Konfession. Damit war die dauernde Tren¬
nung der deutschen Christen in Katholiken und Protestanten entschieden.
*) Die Bannbulle war das Schriftstück, in welchem der Bann ausgesprochen wurde.