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bereits in schönster Blüte stand, einige Apostel übers Meer, um bei uns die Lehre 
Jesu zn verkünden. Der tätigste und eifrigste unter ihnen war der hl. Winfried 
oder Bonifatius. Er ist der eigentliche Apostel der Deutschen. 
Die Donnereiche. Nachdem Bonifatius unter den wilden Friesen in 
Holland gelehrt hatte, kam er auch nach Hessen. Hier stand bei Geismar 
eine dem Donnergotte geweihte uralte Eiche, uw die Deutschen ihren Göttern 
opferten. Bonifatius hieb dieselbe mit der Axt nieder, und als das Bolk sah, 
daß von den Göttern nichts geschah, ihn für diese Tat zu strafen, kein Blitz¬ 
strahl zerschmetternd auf ihn niederfiel, so ließen sich viele taufen. Bon dem 
Holze des Baumes aber ließ Bonifatius ein Kirchlein bauen. 
Sein Tod. Später wurde der Apostel Erzbischof, nahm seinen Wohnsitz 
zu Mainz und leitete von dort das ganze Kirchenwesen Deutschlands. Als 
siebzigjähriger Greis ging er noch einmal zn den Friesen, taufte und bekehrte 
viele. An einem festlichen Tage aber, als er ans die Nenbekchrten durch 
Gebet und Handauflegen den heiligen Geist herabflehen wollte, wurde er von 
einer rohen Schar der Friesen überfallen und samt den Seinen erschlagen. 
Später brachte man seine Leiche, wie er es gewünscht, nach dem Kloster 
Fulda, das er selbst gegründet hatte. 
8. Kart der Kroße, König der Kranken. 768—814. 
Karls Person. Um das Jahr 800 regierte im Frankenreiche ein 
König namens Karl, der ein schöner Mann war und eine große Stärke besaß. 
Er trug nur Zeuge, die von seiner Frau und seinen Töchtern gewebt waren. 
Doch hing stets ein großes Schwert mit goldenem Wehrgehänge an seiner 
Seite. Nur an hohen Festen erschien er mit allen Zeichen seiner Würde an¬ 
getan. Eine goldene, mit Diamanten besetzte Krone zierte alsdann sein Haupt, und 
ein langer, mit goldenen Bienen übersäeter Talar hing ihm von den Schultern. 
Krieg mit den Sachsen. Karl führte einen Krieg mit den Sachsen, 
welche als ein mächtiges Bolk zwischen Elbe und Rhein wohnten. Er wollte 
sie zum Christentum bekehren und seiner Macht unterwerfen. Der gefährlichste 
Feind der Franken war Herzog Wittekind, ein Hauptanführer der Sachsen, 
welcher lange Zeit für die Freiheit und väterliche Religion stritt. Doch endlich 
unterwarf er sich und nahm die Taufe an. Nachdem der Krieg mit den 
Sachsen 32 Jahre gedauert hatte, kam es zum Frieden, und das Christentum 
wurde unter diesem Volke mehr und mehr befestigt. 
Karls Wirken für Schule und Kirche. Karl sorgte väterlich für 
das Wohl seines Volkes. Er stiftete viele Schulen und Kirchen und sah selbst 
darin nach dem Rechten. An seinem Hofe zu Aachen hatte er eine Schule 
errichtet, in welche seine Beamten ihre Kinder schicken mußten. Einmal trat 
er in die Schulstube und hörte eine Zeitlang dem Unterrichte zu. Dann 
mußten die Fleißigen auf seine rechte Seite treten, die Trägen aber ans die 
linke. Jetzt fand er, daß unter den Trägen die meisten Kinder der höheren 
Beamten waren, während die Fleißigen zu den Ärmern gehörten. Freundlich 
neigte er sich zu den letzteren und sagte: „Ich danke euch, meine Kinder, ihr 
handelt so, wie ich es wünsche, und dies wird euch später zugute kommen." 
Zu den vornehmen Kindern aber sprach er zürnend: „Ihr feinen Püppchen, 
die ihr euch auf den Stand und Reichtum eurer Eltern etwas einbildet und 
meinen Befehlen nicht gehorcht habt, glaubt nur, euer Stand gilt mir nichts! 
Wenn ihr euch nicht bessert, werde ich euch strafen, wie ihr es verdient!" 
Karls Kaiserkrönnng. 800. Als Karl einst zu Rom das Weihnachts¬ 
fest feierte, ging er, angetan mit dem Purpurmantel, in die St. Peterskirche. 
Er kniete am Hochaltar nieder, um sein Gebet zu verrichten; da erschien Papst Leo, 
setzteihmeinegoldeneKrone auf dasHauptund salbteihn zum römischen Kaiser.
	        
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