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was man von ihr begehrt: Licht! In den letzten Jahren wurden auch die
elektrischen Bogenlampen, die ihre riesigen Lichtmengen bisher nur über Straßen,
Plätze und große Hallen ausschütteten, in so kleinen Formen angefertigt, daß
sie sich auch für das Haus eignen.
Aber nicht nur schön und gesund, sondern auch sehr bequem ist das
elektrische Licht Genügt doch auch hier ein Druck auf den Knopf, um den
Raum mit Licht zu durchfluten. Der augenblickliche Gehorsam, mit dem das
elektrische Licht dem Befehle folgt, hat zu einer ganzen Anzahl hübscher An⸗
wendungen geleitet. Die zeitweise nächtliche Beleuchtung des Flurs und des
Treppenhauses ist in verschiedener Weise gelöst worden. Die Beleuchtung darf
natürlich nur so lange währen, bis der Bewohner sein Heim erreicht hat. Die
Stromauslösung läßt sich sehr einfach durch einen Knopf erzielen, der sich in
unmittelbarer Nähe der Haustür befindet.
4. Der hervorragendste Fortschritt auf dem Gebiete der elektrischen Technik
wurde gemacht, als Werner von Siemens zeigte, daß man mit Hilfe des elek—
trischen Stromes auch imstande sei, Maschinen zu bewegen. Die elektrischen
Eisenbahnen, die jetzt an unsern Häusern vorüberhuschen, sind das älteste, aber
auch bedeutungsvollste Beispiel für einen solchen Betrieb. In jeder elektrischen
Bewegungsmaschine befindet sich je nach ihrer Verwendung ein größerer oder
kleinerer Apparat, den die Elektriker den Motor nennen. Er setzt sich aus
einem festen und einem beweglichen Teile zusammen. Fließt ein Strom
in den Motor hinein, dann dreht sich der bewegliche Teil, der Anker, mit
großer Kraft und zwingt jede Maschine, die mit ihm in Verbindung steht, zur
Ärbeitsleistung. Fügt man also einen Elektromotor in eine Nähmaschine ein,
so arbeitet sie sofort selbständig und entlastet die Näherin. Übrigens wird der
Motor auch zum Drehen der Kaffeemaschine, zur Bewegung des Reibkolbens
im Mörser und zu ähnlichen Küchenzwecken vielfach benutzt.
In größerer Form werden neuerdings die Motoren zur Hebung und
Senkung der Fahrstühle gebraucht, sei es, um Speisen und Geschirr von der
Küche in das Eßzimmer zu führen, oder um Personen von einem Stockwerk
in das andre zu befördern.
167. Der elektrische Telegraph.
1. Wer einmal auf dem Bahnhof auf die Ankunft seines Zuges
warten mußte, der tat wohl auch einen Blick in das Stationsgebäude,
aus dem ein fortwährendes Klappern die Tätigkeit des elektrischen
Telegraphen verriet. Die Drahtleitungen, die neben den Schienen her—
laufen, münden hier im Zimmer an den Tischen, auf denen die klappern⸗
den Morseapparate Aufstellung gefunden haben. Soeben drückt ein Be—
amter mehrmals einen kleinen Hebelarm, den „Geber“, herunter; er ruft
eine entfernte Station an. Ein klapperndes Geräusch an dem andern
Teile des Apparates, dem „Empfänger“, zeigt ihm, daß er verstanden ist,