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Elba und kehrte mit seiner Garde nach Frankreich zurück. Überall wurde er jubelnd
aufgenommen, und in kurzer Zeit stand ihm ein Heer von 200 000 Mann zur Seite.
Eiligst rüstete nun Preußen, und Blücher erhielt den Oberbefehl. Auch England
schickte ein Heer unter Wellington.
1815 9. Ligny und Waterloo. Auf belgischem Boden, bei Ligny, stieß Blücher
mit dem Feinde zusammen. Wellington war erst im Anmarsche, und Blücher mußte
den Kampf allein aufnehmen. Er verteidigte das Dorf mit größter Tapferkeit,
und ungeduldig rief Napoleon: „Der Alte heizt heute schrecklich ein, er weicht und
wankt nicht.“ Überall feuerte Blücher die Truppen an. „Vorwärts, Kinder!“ rief
er, „wir müssen was getan haben, ehe die Engländer kommen!“ Aber die Engländer,
auf deren Hilfe Blücher rechnete, kamen nicht; sie hatten selbst gegen ein französisches
Korps zu kämpfen. So mußte Blücher endlich trotz aller Tapferkeit das Dorf auf—
geben und sich zurückziehen.
Während des hin und her wogenden Kampfes kam Blücher selbst in Lebensgefahr. Sein
Pferd erhielt einen Schuß und stürzte mit ihm nieder. „Nostiz, nun bin ich verloren!“ rief
er seinem Adjutanten zu. Dieser sprang sofort vom Pferde, riß den Degen aus der Scheide
und hielt treue Wacht neben seinem Herrn. Die Franzosen jagten vorüber und wieder zurück,
aber sie bemerkten Blücher nicht. Endlich nahten Preußen und zogen ihn unter dem Pferde
hervor. Schnell bestieg er ein frisches Pferd und jagte davon.
Jetzt wandte sich Napoleon gegen die Engländer. Wellington hatte bei
Waterloo, Napoleon hinter dem Meierhofe Belle-Alliance Stellung genommen.
Sogleich schickte Wellington zu Blücher und ließ ihn bitten, ihm zwei Heereshaufen
zu schicken. Dieser ließ ihm sagen: „Nicht nur mit zwei Abteilungen, sondern mit
meiner ganzen Armee will ich kommen.“ Gegen Mittag begann die Schlacht. Mit
äußerster Gewalt versuchte Napoleon, die Reihen der Engländer zu durchbrechen,
aber diese leisteten trotz der Übermacht tapferen Widerstand. Schon war es 4 Uhr.
Das Heer war erschöpft. Ungeduldig nach der Uhr sehend, rief Wellington aus:
„Ich wollte, es wäre Nacht, oder die Preußen kämen!“
Blücher hatte den Tag vorher infolge des Sturzes vom Pferde im Bette bleiben
müssen. Als er dann Wellington zu Hilfe eilen und auf das Pferd steigen wollte,
fühlte er heftige Schmerzen. Sein Arzt wollte ihn einreiben; er aber sagte: „Ach
was, noch erst schmieren! Ob ich heute balsamiert oder unbalsamiert in die andere
Welt gehe, das wird wohl auf eins herauskommen.“ Dann ging's vorwärts. Der
Regen floß in Strömen herab. „Das sind unsere Verbündeten von der Katzbach,“
rief Blücher, „da sparen wir dem Könige wieder viel Pulver.“ Die Wagen und
Kanonen konnten in dem weichen Boden aber nur langsam fortkommen. Von
Wellington kamen Boten über Boten, und überall feuerte Blücher die Truppen
an. „Es geht nicht mehr!“ riefen ihm die ermatteten Soldaten zu. Blücher aber
entgegnete: „Ihr sagt wohl, es geht nicht mehr, aber es muß gehen. Ich habe es ja
meinem Bruder Wellington versprochen; ihr wollt doch nicht, daß ich wortbrüchig
werden soll?“ Endlich, um 5 Uhr, traf er auf dem Schlachtfelde ein. Das hatte
Napoleon nicht erwartet. Jetzt, von zwei Seiten angegriffen, führte er seine beste
Truppe, die alte Garde, ins Gefecht. Aber sie konnte nichts mehr ausrichten. Die
französische Armee wurde fast vernichtet; der Rest stürzte in wilder Flucht davon.
Bei der Verfolgung wäre Napoleon in Genappe beinahe gefangen genommen worden.
Dort wollte er die Nacht in seinem Wagen verbringen. Plötzlich ertönte der Ruf: „Die Preußen!
die Preußen!“ Schnell sprang er aus dem Wagen und entfloh. Sein Wagen samt Hut und
Degen fiel in Blüchers Hände.