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Lausitz. Hier an der Spree, in der Umgegend von Bautzen (Schlacht 1813),
wohnen noch Wenden, die noch jetzt ihre eigne Sprache reden. (Vergl. den Spree¬
wald S. 99!) Der größte Ort hier ist das freundliche Zittau, das den Mittel¬
punkt eines regsamen und dicht bevölkerten Weberbezirks bildet.
6. Die süddeutsche» Staate».
a. Königreich Bauern. (Etwa V5 v. Preußen — über 5,8 M. — 3U kath.)
1. Das Königreich Bayern besteht aus dem Hauptlaude und der Pfalz
oder Rheinbayern. Das Hauptland wird durch die Donau in einen südlichen
und einen nördlichen Teil geschieden.
2. Die Donau tritt bei der Württembergischen Stadt Ulm in Bayern ein, fließt
an Ingolstadt und Regensburg vorüber uud verläßt bei Passau das Land.
Links nimmt sie Altmühl, Naab uud Regen auf, rechts Iller, Lech, Isar,
Inn. Bei Regensburg erreicht sie ihren nördlichsten Punkt.
3. Der südliche Teil Bayerns wird hauptsächlich durch die schwäbisch-bayrische
Hochebene (S. 91) angefüllt. Sie steigt von der Donau nach Süden hin allmäh¬
lich aufwärts bis zu den bayrischen Alpen. Diese ziehen mit ihren Berggipfeln,
Gletschern, Wasserfällen und Seen alljährlich viele Reisende herbei. Unter den Seen
sind die bedeutendsten: der Starnberger See, der Tegernsee, der Chiemsee
und der Königssee. Der Königssee liegt am Fuße des 2700 m hohen Watz-
mann. — Im Ammerthale liegt das durch seine Passionsspiele berühmte Dorf
Oberammergau. Bei Reichenhall und an andern Orten befinden sich große
Steinsalzlager. Auf den saftigen Alpenweiden wird die Viehzucht nach Art der
Schweizer betrieben. Die Hochebene ist im allgemeinen wenig fruchtbar. Daher
ist sie auch schwach bevölkert und hat wenig Dörfer und Städte. Im reißen¬
den Laufe eilen Iller, Lech, Isar und Inn in ihrem tiefeingeschnittenen
Bette durch die Ebene der Donau zu. Sie sind daher nur zum Holzflößen, nicht
zur Schiffahrt geeignet. Ihnen verdankt die Donau ihren Wasserreichtum. An der
Isar liegen München und Landshut, am Lech Augsburg (75 T.). Augsburg
verniittelte im Mittelalter den Handel zwischen Italien und war daher eine sehr
reiche Stadt. Auch jetzt wieder blüht sie durch Gewerbefleiß uud Handel.
4. München (über 400 T.) liegt mitten in der bayrischen Hochebene. Rings
um die Stadt breitet sich eine unfruchtbare, kiesbedeckte Fläche ans, die weder Thäler
noch Berge hat. Die Stadt selbst ist wunderschön. Die neuen Kirchen und Pa¬
läste sind vollendete Kunstdenkmäler, und in den Museen sind Kunstschätze aus¬
gestellt, die zu den schönsten der Welt gehören. Auf einer großen Wiese steht die
Ruhmeshalle mit den Büsten berühmter, um das Vaterland verdienter Bayern.
Neben ihr befindet sich eine Riesen-Bildsäule, Bavaria genannt. Eine Treppe im
Innern führt bis zu ihrem Haupte, worin sich 2 Ruhebänke befinden.
5. Der nördliche Teil Bayerns ist ein fruchtbares Hügelland. Es wird vom
fränkischen Jura durchzogen und im Nordosten vom Böhmer Walde und dem
Fichtelgebirge eingeschlossen. Aus dem Fichtelgebirge entspringt der Main, der
in einer äußerst fruchtbaren Ebene dem Rhein zufließt. Der Main macht so viele
Krümmungen, daß er dadurch den geraden Weg von der Quelle bis zur Mündung
um mehr als das Doppelte verlängert. Dadurch aber wird sein Gefälle sehr ver¬
mindert und seine Schiffbarkeit erhöht. In der Gegend des Obermains wird viel
Hopfen gebaut, besonders bei Bamberg. Er gedeiht hier — wie auch noch an
andern Orten Bayerns — vorzüglich und hat die weltberühmten Bierbrauereien
zu München, Nürnberg, Erlangen, Kulmbach u. s. w. hervorgerufen. Die wich¬
tigsten Städte am Main sind Kulmbach, Schweinfurt und Würzburg. Der