Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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5. Auf der Wanderschaft. Im Juli und August versammeln sich die 
Störche auf großen Wiesen und ziehen dann, sobald das Futter knapper wird, 
fort nach Ägypten. Dort halten sie sich an den schilfreichen Sümpfen des gerade 
aus seinem Ufer getretenen Nils auf, wo es Frösche in Hülle und Fülle giebt. 
27. Schlußbetrachtung. 
1. Sumpfdotterblume, Wiesenschaumkraut und Knabenkraut gehören zu den 
bekanntesten Wiesenblumen. Drückt man an ihrem Stengel, so kommt eine Menge 
Saft heraus. Sie haben also viel Wasser aufgesogen. Das Wasser haben sie 
zu ihrem Wachstum nötig. Darum haben sie sich auch auf dem feuchten Wiesen¬ 
boden angesiedelt, wo Wasser in Menge ist. 
Wasser ist für jede Pflanze unentbehrlich, denn nur durch Wasser kann sie 
die Nährsalze zu sich nehmen. (Warum? S. 166.) Das Wasser selbst dient 
keineswegs immer unmittelbar als Nährstoff. Es ist meist nur das Zuleitungs¬ 
mittel, das Bächlein, das der Pflanze die Nährsalze zuführt. Daher erklärt es 
sich auch, warum die meisten Pflanzen so viel Wasser bedürfen und bei anhalten¬ 
der Dürre vertrocknen. Die meisten Pflanzen bestehen wenigstens zu 2/s aus Wasser, 
während die trocknen Bestandteile nur Vs der Pflanze ausmachen. Viele Wiesen- 
und Wasserpflanzen enthalten sogar noch mehr Wasser. So wog ein Büschel Torf¬ 
moos, das im frischen Zustande 25 g schwer war, ausgetrocknet nur noch 2Vr g. 
2. Die Wiesenblumen locken eine Menge Tiere an, die hier meistens ihre 
Nahrung suchen. Am Wiesenschaumkraute leben die Larven der Schaumcikade. 
Aus ihnen entwickeln sich im Sommer die bekannten kleinen „Wiesenhüpfer", die, 
wenn man die Grashalme anrührt, oft in großer Zahl davonspringen. Das 
Knabenkraut wird von allerlei Insekten besucht, die hier Honig naschen wollen. 
Am Klee saugt die Hummel (S. 194), am Löwenzahn die Biene, und am 
Grase nagt das Heupferd. Auch zahlreiche Fliegen und Mücken finden hier 
auf der Wiese ihre Kost. Durch die Insekten werden aber wieder größere Tiere 
herbeigelockt, so besonders der Frosch, der hier Fliegen und Mücken fängt, und der 
Maulwurf, der im Wiesenboden Larven und Würmer aller Art findet. Durch den 
Frosch wird wiederum auch der Storch auf die Wiese gelockt, der hier seine Frosch¬ 
jagden macht und dabei gelegentlich auch Maulwürfe, Bienen, Heuschrecken u. s. w. fängt. 
IV. Der Wald zur Waienzeil. 
Es ist ein sonniger Maientag. Frische, kühle Waldluft umgiebt uns. Ein 
schwellendes Mooslager ladet uns zum Ausruhen ein. Über uns rauschen Buchen 
und Eichen im ersten Maiengrün, und aus der Ferne schimmert uns die weiße 
Rinde der Birke gar freundlich entgegen. Hier entfaltet das Farnkraut bereits seine 
Wedel; dort lächeln uns Goldnessel, Maiglöckchen u. a. Waldblumen freundlich an. — 
Und welch ein reges Leben in der Tierwelt! Im Wipfel hüpft das muntere Eich¬ 
hörnchen. Unten aber raschelt's im Laube — es ist die flinke Eidechse. Horch, da 
knackt es im Gebüsch! Ein Reh läuft durchs dichte Unterholz. Jetzt wieder ist 
alles still. Plötzlich erklingt's tick! tick! tack! tack! — Der Specht hämmert am 
Baume, und dazwischen erschallt das anmutige Rufen des Kuckucks. 
28. Waldlust. 
An heißen Sommertagen fühlt man sich im Walde von der herrlichen Luft 
außerordentlich erquickt. Es ist, als ob die Brust hier leichter aufatme. Lange Zeit 
hat man geglaubt, daß dies lediglich von dem Sauerstoffe herrühre, der von den 
Pflanzen ausgeschieden wird (S. 170) und der deshalb hier in besonders reichem 
Maße vorhanden sein müsse. Neure Forschungen haben jedoch gezeigt, daß man
	        
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