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Geschichte.
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b) Der Jesuitenorden. Der inneren Erneuerung der katholischen Kirche
verdanken auch eine Reihe von neuen Orden ihr Entstehen. In erster Linie
steht der Jesuitenorden. Er wurde von einem spanischen Edelmann und
früheren Offizier, Ignatius von Loyola, im Jahre 1540 gestiftet. Der
Stifter war auch der erste Ordensgeneral. Bei seinem Tode zählte die
„Gesellschaft Jesu" bereits mehr als 1000 Mitglieder. Sie verbreitete sich
über alle Länder Europas und entfaltete auch in fremden Ländern eine
reichgesegnete Tätigkeit. Ihre Niederlassungen in Deutschland wurden vor¬
wiegend in großen Städten, Cöln, München u. a., gegründet. Das Haupt¬
ziel der Jesuiten ist die Bekehrung der Heiden und die Befestigung des
Glaubens bei den Katholiken durch Seelsorge, Predigt und Jugend¬
unterricht.
o) Die Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern. Sie wurde
vom hl. Vinzenz von Paul gestiftet. Die Ordensmitglieder widmen sich vor¬
wiegend der Krankenpflege.
XVI. Der Dreißigjährige Krieg (1618—1648).
1. Die Borboten des Krieges. Nach dem Augsburger Religionsfrieden
traten die Gegensätze zwischen der evangelischen und der katholischen Kirche
noch schärfer zutage. Da im Augsburger Religionsfrieden nicht den einzelnen
Personen, sondern nur den Ständen, d. i. den Fiirsten und Reichsstädten,
Glaubensfreiheit zugesichert war, so hatten die Landesherren über den
Glauben ihrer Untertanen und die Obrigkeiten der großen Städte über die
Religion ihrer Bürger zu bestimmen. Sowohl die katholischen als auch die
protestantischen Fürsten machten von dem ihnen verliehenen Rechte Gebrauch,
und Härten auf beiden Seiten blieben nicht aus. Zum Schutze des evan¬
gelischen Glaubens traten mehrere evangelische Fürsten zusammen und
bildeten die Union, einen Bund, an dessen Spitze der Kurfürst von der
Pfalz stand. Maximilian von Bayern vereinigte sich darauf mit mehreren
katholischen Fürsten zur Liga. Die Spannung zwischen beiden Bünden
war so groß, daß jederzeit ein offener Streit ausbrechen konnte.
2. Der Böhmische Krieg. Die Protestanten in Böhmen hatten vom
Kaiser den „Majestätsbrief" erhalten, nach welchem sie ihre Religion frei
ausüben und Kirchen bauen durften. Da sie auch auf katholischem Gebiete
zwei Kirchen bauen wollten, wurden sie daran gehindert. Als nun der
Kaiser Ferdinand II. den Thron bestieg und auch die Herrschaft über
Böhmen antreten wollte, erkannten ihn die Protestanten nicht an und
wählten Friedrich V. von der Pfalz zu ihrem Könige. Sogleich sandte die
Liga ihre Truppen dem Kaiser zu Hilfe. Im Jahre 1620 kam es am
Weißen Berge bei Prag zum Kampf, in dem die Böhmen gänzlich ge¬
schlagen wurden. Friedrich V. entfloh und wurde von feinen Feinden fortan
„der Winterkönig" genannt. Über Böhmen aber hielt der Kaiser ein
strenges Gericht. Er zerschnitt den Majestätsbrief mit eigener Hand und
gab das Land seinem treuen Bundesgenossen Maximilian von Bayern.