Full text: Realienbuch (Teil 3)

Geschichte. 
seine Luise gern die „gnädige Frau“, sich selbst den 
„Schulzen von Paretz“ nennen. Beide tanzten fröh— 
lich am Erntefeste unter der Dorflinde mit, und 
der gütigen Kronprinzessin machte es besonderes 
Vergnügen, bei solchen Gelegenheiten die zahlreichen 
Kinder des Ortes zu beschenken. Auch als Friedrich 
Wilhelm III. im Alter von 27 Jahren den Thron 
bestieg, blieb sein Familienleben den Untertanen 
ein leuchtendes Vorbild deutscher Zucht und Sitte. 
2. Erste Regierungszeit. Friedrich Wil— 
helm IIl. fand bei Übernahme der Regierung Preußen 
von schweren Schulden bedrückt. Durch sparsame 
Wirtschaft gelang es ihm aber, in acht Jahren die 
hälfte davon abzutragen. Beim heere freilich war 
diese Sparsamkeit nicht angebracht. Um keine Ruhe⸗ 
gehälter zahlen zu müssen, ließ Friedrich Wilhelm 
viele alte Generale, die längst nicht mehr kriegs⸗ 
tüchtig waren, in ihren Stellungen. Die Soldaten 
hatten sehr schweres Gepäck zu tragen, und die Ge— König Friedrich Wilhelm III. 
wehre waren schlecht und verbraucht. Trotzdem 
unterblieben Verbesserungen in Ausrüstung und Bewaffnung. Der König liebte Neue— 
rungen überhaupt nicht, weil er sie auf die französische Revolution zurückführte. Daher 
wurde auch das heerwesen in dem Zustande belassen, in dem es sich zur Zeit Friedrichs 
des Großen befunden hatte. Der König hoffte nämlich, durch Friedensliebe seinem 
Volke das Unglück eines Krieges ersparen zu können. 
3. Jena und Auerstädt. Als österreich im Bunde mit Rußland und England 
1805 zum dritten Male gegen Frankreich kämpfte, zogen französische Truppen durch 
preußisches Gebiet, obgleich Preußen am Kriege nicht beteiligt war. Der Gesandte, 
den Friedrich Wilhelm III. wegen dieser Rechtsverletzung zu Napoleon sandte, wurde 
mit Ausflüchten hingehalten, bis österreicher und Russen bei Austerlitz geschlagen waren. 
EAls dann Napoleon von diesen Feinden nichts mehr zu befürchten hatte, führte er gegen 
Preußen eine hochmütige Sprache, drängte ihm hannover auf, bot aber bald darauf 
dieses Land England an. So zwang er durch hinterlist und verächtliche Behandlung 
Sriedrich Wilhelm III. im Jahre 1806 zum Kriege, als dieser gegen ihn allein stand. Mit 
großer Zuversicht zogen die preußischen Offiziere, die längst schon den Krieg gegen den 
übermütigen Eroberer gewünscht hatten, ins Feld. Zwei heere unter Ferdinand von 
Braunschweig und dem Sürsten hohenlohe traten den Sranzosen und den Truppen des 
Rheinbundes, die überraschend schnell über den Thüringer Wald vordrangen, ent— 
gegen. Die preußische Vorhut unter Prinz Louis Ferdinand von Preußen wurde am 
10. Ottober 1806 bei Saalfeld geschlagen; Louis Ferdinand starb im Kampfe mit 
französischen Reitern den heldentod. Am 14. Oktober kam es zur Entscheidungsschlacht. 
Fürst Hhohenlohe unterlag bei Jena den kriegsgewohnten, leicht beweglichen Truppen 
und dem überlegenen Seldherrngeschicke Napoleons. Ferdinand von Braunschweig wurde 
an demselben Tage bei Auerstädt unvermutet angegriffen und verlor gleich bei Beginn 
der Schlacht durch einen Schuß beide Augen. Bald befand sich die Armee trotz der 
Tapferkeit einzelner Abteilungen in voller Slucht: das preußische Heer, das zur Zeit des 
Sranke-Schmeil, Realienbuch. Ausg. A. 1. Geschichte. 2. Aufl. J 
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