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Der Gartenbau.
Die gärtnerische Bodenbestellung wird mit Spaten/Harke und Gie߬
kanne betrieben und erstreckt sich ans den Anbau von Blumeil, Gemüsen.
Sämereien, Obst und die Anlage von Baumschulen. Die größte Baumschule
der Erde ist die Späthsche in Britz bei Berlin. Gemüse- und Blumen¬
zucht blühen namentlich in der Umgebung großer Städte, z. B. um Berlin.
Hamburg, weil hier die Verwertung am gewinnbringendsten ist. Deutsch¬
lands erste Blnmenstadt ist Erfurt. Dort werden ganze Felder mit Blumen.
Sämereien und Gemüse bestellt. Durch Gemüsebau zeichnen sich ferner
Lübbenau im Spreewalde. Teltow (Rübchen), Magdeburg (Weißkohl), Lieg¬
nitz, Bamberg aus. Braunschweig und Hannover liefern frischen Spargel;
Brannschweig ist außerdem durch sein Konservengemüse berühmt. — Obst¬
bäume wurden im Jahre 1900 168 Mill. Stück gezählt, nämlich
Pflaumenbäume . .
. . 69 Millionen Stück,
Apfelbäume . . .
. . 52
Birnbäume . . .
. . 25
Kirschbäume . . .
. . 22
Obstbänme 168 Millionen Stück.
Aber Deutschland bedarf noch einer starken Zufuhr von frischem und
getrocknetem Obst und Beeren; 1899 wurden für 48 Mill. Mark nanientlich
aus Italien, Österreich-Ungarn (Böhmen), Frankreich, den Vereinigten Staaten
von Amerika eingeführt. Die wichtigsten Obstgegenden des Reiches sind die
thüringischen, sächsischen und süddeutschen Länder, besonders Württemberg.
Baden, die Oberrheinische Tiefebene. In Brandenburg bauen Werder.
Guben, Züllichau das meiste Obst. Die wenigsten Obstbänme haben die
Ostseeländer und Posen.
Der Weinbau.
Die Hauptweingegeüd ist der8^Vdes Reiches, also das Rhein-, Mosel-,
Nahe-, Main- und Neckartal; denn der Wein bedarf zu seiner vollen Ent¬
wickelung einer mittleren Juliwärme von 20° und zu seiner Reife eines langen,
sonnigen Nachsommers. Der beste Wein kommt aus deni Rheingau.
Etwas Weinbau wird auch bei Grünberg, Dresden, Naumburg getrieben;
doch dient er hier meist nur zur Schaumwein-, Cognac- und Essigbereitung.
Deutschland steht als Weinland an 6. Stelle; denn Italien, Frankreich,
Spanien, Österreich-Ungarn, Portugal bebauen eine größere Fläche mit
Wein als Deutschland, da sie ein günstigeres Weinklima haben. Aber die
deutschen Weine sind die teuersten und besten; denn das lll deutschen Weines
kostet durchschnittlich 56 Mark, während der Preis in den übrigen Slaalen
über 30 Mark nicht hinausgeht. Die Einfuhr von Wein und frischen Wein¬
beeren nach Deutschland belief sich 1899 auf 55 Mill. Mark, die Ausfuhr-
auf 22 Mill. Mark. Von dem Gesamtweinertrage der Erde in Höhe von
etwa 127 Mill. bl liefert Europa über 100 Mill. bl.