Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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Baum in eine Dampsivolke eingehüllt sehen, gleich dem Schornstein einer Lvlviuvtivc. Das 
Gewicht des Wassers, welches 1 ha Buchenwald in einem Sommer verdampft, wird im 
Durchschnitt auf 3 Mill. kg geschätzt." Es ist somit leicht erklärlich, daß die Umwohner 
eines Gcbirgswaldes mehr Negcn haben als die weiter davon entfernt Wohnenden. (Welche 
Veränderungen würde die Ausrottung der Wälder hervorbringen?) 
12. Die Sudeten ziehen sich in einer Sänge von 300 km auf der Grenze zwischen 
Schlesien einerseits nnd Böhmen und Mähren andererseits hin. Die wichtigsten Teile 
der Sudeten sind das Gesenkt, das Ginster Serglnnd, das Wnidenburger öeryland, 
das lUtsengebirge nnd das Lnusister Gebirge. 
13. §as5 Wresengebirge. Schroff und steil, wie eine riesige Maner steigt das 
Gebirge aus der schlesischen Ebene empor und erreicht in der Schneekoppe, welche 
1600 m über dem Meeresspiegel sich erhebt, seinen höchsten Punkt. Die Abhänge des 
Gebirges sind mit Fichten und Kiefern bewaldet; je höher man aber emporsteigt, desto 
kälter wird es. Daher findet man dort oben statt der schlanken Kiefern nur ver¬ 
krüppeltes „Knieholz", das mühsam am Boden sich hinwindet. Die höchsten Gipfel 
des Gebirges sind kahl, nur das Moos und die Flechte fristen hier ihr kümmerliches 
Dasein. Dörfer findet man auf dem Riesengebirge gar nicht, statt derselben aber viele 
einzelne, hölzerne Hirtenhäuser, Bauden genannt. Ihre Anzahl mag sich etwa aus 
8000 belaufen. Eine solche Baude enthält in der Regel zwei Zimmer. In dem größern 
derselben befindet sich der gewaltige Kachelofen, der das ganze Jahr hindurch geheizt 
wird. Außerdem ist noch ein dritter Raum für das Vieh vorhanden. Einzelne dieser 
Bauden haben sich jedoch in neuerer Zeit zu Gasthäusern für die „Sommerfremden" 
umgebildet. Die Baude auf der Koppe selbst hat sogar einen Saal und mehrere 
Fremdenzimmer. — Um Johannis treibt der Bewohner des Riesengebirges seine Herde 
„zu Berge"; dann hallt das Hochgebirge 14—15 Wochen von melodischem Glocken¬ 
geläute wieder. Mit Eintritt des Oktobers aber stellt sich schon Schneegestöber ein, und im 
Winter sind die Bauden gänzlich eingeschneit, so daß man oft weder durch Thüren noch 
Fenster einen Ausgang aus dem Hause hat und nur durch den Rauchfang das Freie 
zu gewinnen vermag. Der Weg nach dem Thale hinab, der in dieser Zeit mec auf 
Schneeschuhen zurückgelegt werden kann, ist dann durch hohe Stangen bezeichnet. Stirbt 
im Winter jemand, so muß das Begräbnis bis gegen das Frühjahr hin verschoben wer¬ 
den; bis dahin bleibt die Leiche im Schnee aufbewahrt. 
14. Ans Erzgebirge bildet die Grenze zwischen Böhmen und dem Königreich 
Sachsen. Während es aber nach Böhmen hin steil abfällt, geht es ans der sächsischen 
Seite in das sächsischeBergland über, das sich in Gestalt einer schiefen Ebene allmählich 
zur Tiefebene senkt. Der höchste Berg des Erzgebirges ist der Keilberg (1240 m). Hier 
im höchsten Teile desGebirges ist das Klima rauh und kalt („sächsisches Sibirien"), der 
Winter dauert volle 8 Monate, und auf den steinigen Feldern wollen kaum Kartoffeln, 
Hafer und Lein gedeihen. Seinen Namen hat das Gebirge von seinem Reichtum au 
Silbererzen. Letztere waren es auch, welche hier eine so dichte Bevölkerung hervor¬ 
riefen, wie sie kein anderes Gebirge in solcher Höhe auszuweisen hat. Die Bewohner 
im obern Teile des Erzgebirges ernähren sich teils als Berg- oder Waldarbeiter, teils 
treiben sie Hausgewerbe. Da werden Spitzen und Kanten geklöppelt, Strümpfe nnd 
Bänder gewebt, Löffel und Spielwaren geschnitzt re. Mit diesen Sachen ziehen im 
Frühjahre die Männer als Hausierer in die weite Welt, doch kehren sie meistens mit 
Beginn des Winters zurück, um dann in der „verschneiten" Hütte den sauer erworbenen 
Verdienst mit den Ihrigen zu verzehren. (Sächs. Bergl. S. 32.) 
16. Aer Knrz. Der östliche, niedrigere Teil des Harzes heißt Unterharz; derselbe 
hat noch ein mildes Klima und ist daher meist mit Laubwäldern bestanden. Der schönste 
Punkt ist hier das Bodethal mit der Roßtrappe und dem Hexentanzplatze. Der westliche, 
höhere Teil des Harzes heißt Oberharz und ist seines rauhen Klimas wegen vorherr¬ 
schend mit Fichtenwäldern bedeckt. Hier liegt der höchste Berg des Harzes, der Brocken.
	        
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