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befindet sich eine kugelige Kammer, in welcher eine weiße Made liegt. Während des
Winters verpuppt sich dieselbe. Im nächsten Frühjahre aber entwickelt sich aus der
Puppe eine kleine Schlupfwespe, welche ihren Kerker durchbohrt und so ins Freie ge¬
langt. Bald darauf legt die Wespe ein Ei in die Haut eines Eichenblattes; dabei dringt
eine scharfe Flüssigkeit in die Wunde ein, und es entsteht eine kugelige Anschwellung,
welche während des Sommers zu dem bekannten Gallapfel heranwächst.
b. Aev KivscHkäfer. Die Männchen werden ihrer geweihartigen Oberkiefer
wegen von den Knaben gern gesucht. Die Engerlinge leben etwa 5 Jahre im Holze
der Eichen und nagen während dieser Zeit — ebenso wie die schädlichen Larven des
Eichenbocks — mit ihrem Gebiß große Gänge in das Stammholz der gesundesten
Eichen. Deshalb sieht auch der Forstmann den Hirschkäfer nicht gern. Im Mai des
5. oder 6. Jahres entwickelt sich die Larve zur Puppe und bald darauf — im Juni,
wenn das Laub den Baum schmückt — zum Käfer. Dieser lebt nur wenige Wochen. Ec
ernährt sich von dem Saft, der aus einer wunden Stelle des Eichbaumes fließt, ver¬
kriecht sich am Tage gern unter das Laub am Boden und schwirrt abends am Eichbaum
umher.
6. Der H'rozesf'ionsspinner:. Zu den rncrkwürdigsten Raupen, die der Eich¬
baum nährt, gehören die Raupen des Prozessionsspinners, deren lange und brüchige
Haare sich leicht in unsere Haut einbohren und gefährliche Entzündungen hervorrufen.
Diese Raupen leben stets gesellig und ziehen nach Art einer „Prozession" in Reihen
geordnet von Zweig zu Zweig, von Baum zu Baum. Wenn sie in großer Menge auf¬
treten, können sie durch Vertilgung des Eichenlaubes den Bäumen sehr schädlich werden.
Nur der Kuckuck wagt sich an diese langhaarigen Raupen; alle anderen Vögel ver¬
schmähen dieselben.
29. Der Maikäfer.
1. Ilugzeit. Wenn die lauen Mailnfte wehen und frisches Grün die Bäume be¬
deckt, dann stellen sich auch die Maikäfer ein. Besonders gern schwirren sie des Abends
durch die Luft. Dann herrscht lauter Jubel unter den Kindern
und mit dem Gesänge: „Maikäfer flieg, dein Vater ist im
Krieg" re. ziehen sie hinter den summenden Frühlingsgästen
her, um sie zu fangen. Das möchte noch sein, aber schändlich ist
es, die armen Gefangenen auf allerlei Weise zu quälen. Ist eS
nicht geradezu eine Roheit, einen Maikäfer am Zwirnsfaden
zappeln oder tagelang in der verschlossenen Cigarrenkiste hun¬
gern zu lassen? „Quäle nie ein Tier zum Scherz, denn es fühlt
wie du den Schmerz." — Erst in später Nacht begeben sich die
nniherschwirrenden Küfer zur Ruhe, und am frühen Morgen
hängen sie halberstarrt mit angezogenen Beinen lose an den
Der iilaisiäfec. Blättern der Bäume und Sträucher. Wenn man zu dieser Zeit
die Bäume schüttelt, so fallen die Käfer leicht herunter und liegen wie tot am Boden.
Erst die wärmende Sonne weckt sie wieder zu neuem Leben. Zuweilen fressen sie die
Bäume so kahl wie Veseureis, weshalb sie der Forstmann in manchen Gegenden sam¬
meln läßt und sie dann scheffelweise bezahlt. (Warum kann ein Baum nicht gedeihen,
wenn er seiner Blätter beraubt ist? S. „Sastströmung" S. 19.)
2. Köuperbcru. Der Körper des Maikäfers setzt sich aus 3 Hauptteilen zusam¬
men: Kopf, Brust und Hinterleib. Diese 3 Teile hängen nur durch eine sehr schmale
Verbindung zusammen, so daß der Körper gleichsam wie eingekerbt erscheint. (Daher
der Name „Kerbtiere" oder Insekten.) Am Kopfe fallen uns die beiden fächerartigen
Fühler auf. Wozu sie dienen, weiß man nicht genau; vielleicht nur zum Fühlen, viel¬
leicht aber auch zum Riechen und Hören. Die Brust setzt sich aus 3 Ringen zusammen,