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hilf mir heute streiten zu deines Namens Ehr." Dann zog er den Degen und rückte
gegen den Feind. Der Sieg neigte sich bald auf die Seite der Schweden. Da sah
Gustav Adolf, daß der linke Flügel seines Heeres zurückgedrängt wurde. Schnell eilte
er an der Spitze eines Regiments dorthin; aber bald zerschmetterte ihm eine Kugel
den linken Arm. Als er sich dann von seinem Begleiter aus dem Gefecht bringen
lassen wollte, gerieten beide in ein feindliches Kürassierregiment. Der Oberst desselben
erkannte den König und jagte ihm mit den Worten: „Dich habe ich lange gesucht!" eine
Kugel durch den Leib. Bald sah das schwedische Heer den verwundeten Hengst des
Königs mit Blut bespritzt zwischen den Truppen umherirren. Furchtbar erbittert
über den Verlust ihres geliebten Königs, dringen die Schweden von neuem auf den
Feind ein. Schon weicht er. Da erscheint Pappenheim mit frischen Truppen, aber auch
sie werden geworfen, und Pappenheim selber fällt. Sterbend noch ruft er: „Sagt
dem Herzog von Friedlaud, daß ich vergnügt sterbe, da ich unseren gefährlichsten
Feind nui nur getötet weiß."
14. Wallensteins Gos. Wallenstcm wurde von seinen Feinden unaufhörlich beim Kai¬
ser angeschwärzt. Sie glaubten, er wolle sich zum König von Böhmen machen. Da enthob ihn
der Kaiser des Oberbeschls. Wallenstein unterhandelte nun in großer Hast mit den Schwe¬
den. Doch ehe es zum Abschlüsse kam. erfüllte sich sein Geschick. Zu seiner Sicherheit war er
mit einem Teil seines Heeres nach Eger geeilt. Aber drei Obersten aus der Besatzung
stifteten eine Verschwörung gegen ihn an und beschlossen, ihn zu ermorden. Zuerst wurden
seine Freunde niedergemacht, welche man abends zum Mahle geladen hatte, und dann
wurde noch in derselben Nacht der Hauptschlag vollführt. Es war 11 Uhr. Eben hatte
der Sterndeuter Seni den Feldherrn mit den Worten verlassen, „die von ihm in den
Sternen beobachtete Gefahr sei noch nicht vorüber." Wallenstein wollte sich gerade zur
Ruhe begeben. Ein Lärm von der Straße her schreckte ihn auf. Da stürmten plötzlich die
Mörder die Treppe herauf, sprengten die Thür des Schlafgemachs, und lautlos, mit aus¬
gebreiteten Armen, empfing Wallenstein den Todesstoß.
15. Die letzten Kriegszertzue. Rach dem Tode Gustav Adolfs übernahm der
kühne Herzog Bernhard von Weimar den Oberbefehl über das schwedische Heer,
wurde aber bei Nördlingen (1634) vollständig von den Kaiserlichen geschlagen. Nun
fielen die meisten deutschen Fürsten von den Schweden ab, deren Macht durch die
verlorne Schlacht gebrochen war. Alles sehnte sich jetzt nach Frieden. Da fachte Frank¬
reich aufs neue die Fackel des Krieges au und schloß mit den Schweden ein Bündnis,
um so die Macht Deutschlands zu schwächen und die Länder am Rheine an sich zu
reißen. So dauerten die Schrecken des Krieges noch 13 Jahre, in denen sich der Sieg
bald auf die Seite der Kaiserlichen, bald auf die der Schweden (Torstensohn undBanßr)
neigte. Furchtbar waren die Greuel, welche in dieser Zeit von den Truppen verübt wur¬
den. Nicht nur bei den Landsknechten, sondern auch bei den Schweden war die edle
Sitte geschwunden, und der Ruf: „Die Schweden kommen!" verbreitete Schrecken und
Entsetzen rings umher. Die Martern, welche den Bürgern und Bauern bei Erpres¬
sungen auferlegt wurden, waren warhaft teuflisch. Dem einen band man beide Hände
auf den Rücken und zog ihm mit einer durchlöcherten Ahle ein Roßhaar durch die
Zunge. Dann suchte man ihm durch Ziehen an dem Roßhaar die größten Schmerzen
zu bereiten, und bei jedem Schrei, den der Unglückliche ausstieß, versetzte man ihm
4 Schläge mit der Karbatsche auf die Waden. Den andern legten sie gebunden auf
die Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Milch¬
kübel voll garstiger Jauche in den Leib. Das nannten sie „einen schwedischen Trunk".
Zu diesen Greueln gesellte sich eine entsetzliche Hungersnot, die so furchtbar war, daß
die Menschen Gras aßen, ja, sogar Fleisch vom Schindanger holten und die Gräber
nach Menschenfleisch umwühlten. Dazu kam noch die schreckliche Pest, durch welche
ganze Dörfer ausstarben.
16. Iriede. Endlich, im Jahre 1648, ward zu Osnabrück und Münster der
„westfälische Friede" geschlossen. Deutschland verlor kostbare Grenzländer, von denen
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