Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

- 51 — 
hilf mir heute streiten zu deines Namens Ehr." Dann zog er den Degen und rückte 
gegen den Feind. Der Sieg neigte sich bald auf die Seite der Schweden. Da sah 
Gustav Adolf, daß der linke Flügel seines Heeres zurückgedrängt wurde. Schnell eilte 
er an der Spitze eines Regiments dorthin; aber bald zerschmetterte ihm eine Kugel 
den linken Arm. Als er sich dann von seinem Begleiter aus dem Gefecht bringen 
lassen wollte, gerieten beide in ein feindliches Kürassierregiment. Der Oberst desselben 
erkannte den König und jagte ihm mit den Worten: „Dich habe ich lange gesucht!" eine 
Kugel durch den Leib. Bald sah das schwedische Heer den verwundeten Hengst des 
Königs mit Blut bespritzt zwischen den Truppen umherirren. Furchtbar erbittert 
über den Verlust ihres geliebten Königs, dringen die Schweden von neuem auf den 
Feind ein. Schon weicht er. Da erscheint Pappenheim mit frischen Truppen, aber auch 
sie werden geworfen, und Pappenheim selber fällt. Sterbend noch ruft er: „Sagt 
dem Herzog von Friedlaud, daß ich vergnügt sterbe, da ich unseren gefährlichsten 
Feind nui nur getötet weiß." 
14. Wallensteins Gos. Wallenstcm wurde von seinen Feinden unaufhörlich beim Kai¬ 
ser angeschwärzt. Sie glaubten, er wolle sich zum König von Böhmen machen. Da enthob ihn 
der Kaiser des Oberbeschls. Wallenstein unterhandelte nun in großer Hast mit den Schwe¬ 
den. Doch ehe es zum Abschlüsse kam. erfüllte sich sein Geschick. Zu seiner Sicherheit war er 
mit einem Teil seines Heeres nach Eger geeilt. Aber drei Obersten aus der Besatzung 
stifteten eine Verschwörung gegen ihn an und beschlossen, ihn zu ermorden. Zuerst wurden 
seine Freunde niedergemacht, welche man abends zum Mahle geladen hatte, und dann 
wurde noch in derselben Nacht der Hauptschlag vollführt. Es war 11 Uhr. Eben hatte 
der Sterndeuter Seni den Feldherrn mit den Worten verlassen, „die von ihm in den 
Sternen beobachtete Gefahr sei noch nicht vorüber." Wallenstein wollte sich gerade zur 
Ruhe begeben. Ein Lärm von der Straße her schreckte ihn auf. Da stürmten plötzlich die 
Mörder die Treppe herauf, sprengten die Thür des Schlafgemachs, und lautlos, mit aus¬ 
gebreiteten Armen, empfing Wallenstein den Todesstoß. 
15. Die letzten Kriegszertzue. Rach dem Tode Gustav Adolfs übernahm der 
kühne Herzog Bernhard von Weimar den Oberbefehl über das schwedische Heer, 
wurde aber bei Nördlingen (1634) vollständig von den Kaiserlichen geschlagen. Nun 
fielen die meisten deutschen Fürsten von den Schweden ab, deren Macht durch die 
verlorne Schlacht gebrochen war. Alles sehnte sich jetzt nach Frieden. Da fachte Frank¬ 
reich aufs neue die Fackel des Krieges au und schloß mit den Schweden ein Bündnis, 
um so die Macht Deutschlands zu schwächen und die Länder am Rheine an sich zu 
reißen. So dauerten die Schrecken des Krieges noch 13 Jahre, in denen sich der Sieg 
bald auf die Seite der Kaiserlichen, bald auf die der Schweden (Torstensohn undBanßr) 
neigte. Furchtbar waren die Greuel, welche in dieser Zeit von den Truppen verübt wur¬ 
den. Nicht nur bei den Landsknechten, sondern auch bei den Schweden war die edle 
Sitte geschwunden, und der Ruf: „Die Schweden kommen!" verbreitete Schrecken und 
Entsetzen rings umher. Die Martern, welche den Bürgern und Bauern bei Erpres¬ 
sungen auferlegt wurden, waren warhaft teuflisch. Dem einen band man beide Hände 
auf den Rücken und zog ihm mit einer durchlöcherten Ahle ein Roßhaar durch die 
Zunge. Dann suchte man ihm durch Ziehen an dem Roßhaar die größten Schmerzen 
zu bereiten, und bei jedem Schrei, den der Unglückliche ausstieß, versetzte man ihm 
4 Schläge mit der Karbatsche auf die Waden. Den andern legten sie gebunden auf 
die Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Milch¬ 
kübel voll garstiger Jauche in den Leib. Das nannten sie „einen schwedischen Trunk". 
Zu diesen Greueln gesellte sich eine entsetzliche Hungersnot, die so furchtbar war, daß 
die Menschen Gras aßen, ja, sogar Fleisch vom Schindanger holten und die Gräber 
nach Menschenfleisch umwühlten. Dazu kam noch die schreckliche Pest, durch welche 
ganze Dörfer ausstarben. 
16. Iriede. Endlich, im Jahre 1648, ward zu Osnabrück und Münster der 
„westfälische Friede" geschlossen. Deutschland verlor kostbare Grenzländer, von denen 
4*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.