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mit lautem Jubel begrüßt wurde. Noch in der Nacht erteilte der König den Befehl zur
Mobilmachung der ganzen Armee. In wenigen Tagen stand sie gerüstet da, und mit
dem Gesänge: „Lieb Vaterland, magst ruhig sein, fest steht und treu die Wacht am
Rhein!" zog sie nach Westen. Auch die Süddeutschen (Bayern, Württemberger und
Badenser) griffen begeistert zu den Waffen. So einig hatte man das deutsche Volk noch
nie gesehen! Napoleon war darüber sehr enttäuscht; denn er hatte bestimmt erwartet,
daß sich Süddeutschland mit ihm verbünden werde. Es wurden nun 3 große Armeen
gebildet; die 1. stand unter Steinmetz an der Mosel, die 2. unter dem Prinzen Friedrich
Karl in der Nheinpfalz, die 3. unter dem Kronprinzen von Preußen etwas weiter süd¬
lich, von Landau bis Karlsruhe.
3. Weißenburg. 4. August. Der Kronprinz überschritt zuerst die französische
Grenze und rückte auf Weißenburg los. Aus dem nahen Geisberge hatten sich die
Franzosen verschanzt. Unter dem mörderischen Feuer der feindlichen Batterien und
Chassepots erklommen die Deutschen, ohne einen Schuß zu thun. den Berg, und ver¬
trieben die Franzosen aus ihren Berschanzungen. Dann ging es aus die Festung selbst
los; die Thore wurden gesprengt, und unaufhaltsam drangen die Deutschen in die Stadt
ein. In den Häusern aber hielten sich viele Turkos verborgen, die aus den Fenstern
und von den Dächern auf die Eindringenden feuerten. Diese jedoch schlugen mit dem
Kolben Thüren und Fenster ein und machten die Besatzungsmannschaften zu Gefangenen.
Das war der „erste Schlag und der erste Sieg". Ganz Deutschland jubelte laut.
4. Wörth. 6. August. Zwei Tage später stieß der Kronprinz aus Mac Mahon,
welcher bei Wörth die Vogesenpässe besetzt hielt. Auf den Höhen waren hinter Schan¬
zen Kanonen und Kugelspritzen aufgestellt; die Stadt selbst war stark mit Truppen
angefüllt, und in den umliegenden Weinbergen lauerten ganze Schwärme tückischer
Turkos. Am frühen Morgen begann der Kampf; am heftigsten ward um Wörth ge¬
stritten. Endlich dringen die Deutschen in die Stadt ein; hier setzt sich der Kampf
auf der Straße und in den Häusern fort, bis die Stadt von Feinden gesäubert ist.
Nun geht es jenseit der Stadt die Anhöhen hinan. Mit Geheul werden die Kämpfer
von den Turkos empfangen. Zum Schießen ist bald keine Zeit mehr, und mit Kolben
und Bajonett werden die schwarzen Afrikaner niedergeschmettert. Ihre tierische Wut
vermag nichts gegen die geordnete Kampfesweise der Deutschen. Nach 12stündigem
Kampfe eilen die Franzosen in wilder Flucht davon.
5. Spichern. 6. August. An demselben Tage siegte auch Steinmetz über die
Franzosen, welche den Spicherer Berg (südlich von Saarbrücken) besetzt hielten. Diese
Stellung hielten sie für uneinnehmbar; aber die Deutschen krochen auf Händen und
Füßen den steilen Berg hinan und vertrieben den Feind mit dem Bajonett aus seinen
Verschanzungen. Die Franzosen waren über diese Kühnheit ganz entsetzt und zogen
sich nach Metz zurück. Am folgenden Tage machte man reiche Beute: Kanonen, Ge¬
wehre, gefüllte Magazine: ja, selbst ein ganzes Zeltlager mit Armsesseln, Teppichen,
Spiegeln, Schminkbüchsen u. s. w. siel den Siegern in die Hände. — (Wenige Tage
nach diesen ersten Siegen sah man in Berlin u. a. großen Städten Deutschlands viele
französische Soldaten — darunter viele schwarzbraune Turkos und Zuaven — als
Gefangene. So freilich hatten sich die Franzosen die Sache nicht vorgestellt, als sie
vor wenigen Wochen siegesmutig in Paris gerufen hatten: „Nach Berlin! Nach
Berlin!")
57. Z)ie Kämpfe Bei Weh.
1. WonvikLe und Wurs tcr tc»ur. 16. August. Bei Metz zog Bazaine sbasähnj
eine große Armee zusammen. Bald merkten jedoch die Deutschen, daß es seine Absicht
war, nach Westen abzuziehen und sich mit Mac Mahon zu vereinigen. Um diesen
Plan zu vereiteln, suchte man ihm in Eilmärschen zuvorzukommen. Am 16. August