Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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Fackeln erleuchteten es schaurig bei Nacht. Der Leichnam wurde in Anti- 
ochien beigesetzt. In Deutschland wollte man nicht an den Tod des Herr- 
liehen Helden glauben. Weil mit ihm des Reiches Herrlichkeit verschwand, 
so versetzte ihn die Sage in den Kyffhänser, und das Volk wartete sehnlich 
auf seine Wiederkehr und des Reiches Erneuerung. — Unter ihm schrieb 
sein Oheim, der gelehrte Bischof Otto von Freising, einer der hervor- 
ragendsten Geschichtsschreiber des Mittelalters, eine allgemeine Geschichte 
und auch eine solche der Taten Friedrichs I. in der Zeit von 1152—1158. 
Ein Teil des Kreuzheeres kehrte in die Heimat zurück; mit dem Reste 
zog Friedrichs Sohn, Herzog Friedrich, die „Zierde der deutschen Ritter- 
schaff, vor Akkon, wo er nach einigen Monaten starb, nachdem er den 
Orden der Deutschherren gestiftet hatte. 
11. Wie der Kreuzzug traurig auslief. Der Kreuzzug endete 
erfolglos 1192, obwohl Philipp August von Frankreich und Richard 1192 
Löwenherz von England noch zu den Deutschen stießen. Bei der Er- 
obernng Akkous wurden die Deutschen von Richard Löwenherz bitter 
gekränkt, indem er ihnen ihren Beuteanteil verweigerte und die Fahne 
Leopolds von Österreich herabreißen und durch den Kot der Gassen 
schleifen ließ. 
Deutsche und Franzosen zogen heim; die Engländer waren zu schwach, 
um dem mächtigen Saladin Jerusalem zu entreißen. Durch einen Vertrag 
erhielten die Christen einen Küstenstrich und die Erlaubnis zum Besuche 
der heiligen Örter. Richard Löwenherz aber kehrte um im Angesichte 
Jerusalems mit den Worten: „Wer des Heilandes Grab nicht befreien 
kann, der soll es auch nicht sehen!" Lange dauerte es, ehe Richard nach 
mancherlei Wechselfällen seine Heimat wiedersah. 
Fragen: Welches war das Verhältnis von Kaiser und Papsttum in dieser 
Zeit? — Welches sind die Ursachen der Niederlage bei Legnano?— Was macht 
Friedrich I. zum größten Staufer? — Deute die Kyffhänsersage! —„Die Weiber 
von Weinsberg" von Chamisso. ,,Hie Weif von Strachwitz. „Heinrich der 
Löwe" von Mosen. Uhlands „Schwäbische Kunde". Rückerts „Kaiser Barbarossa". 
„Friedrich Rotbart" von Geibel. Lessings „Nathan der Weise". 
44. Der Stauftr Friedrich II. (1215—1250). 
1. Sein Vater Heinrich VI. (1190—1197) rächt Beleidigungen. 1190 
Heinrich VI. war Barbarossas Sohn und folgte diesem auf dem Kaiser- 
throne. Er war ein kluger, entschlossener und tapferer Mann, aber harten 
Herzens. Als Gatte der Konstantia beanspruchte er nach dem Tode des 
letzten Normannenkönigs Unteritalien, aber erst durch den zweiten Römerzug 
setzte er sich in den Besitz dieses Erbes und strafte die besiegten Gegner 
grausam. Viele sizilische Großen ließ er teils blenden und spießen, teils 
hängen, vergraben oder verbrennen. Mit Heinrich dem Löwen, dem grau 
gewordenen „Empörer", söhnte er sich endlich um diese Zeit aus. An dem 
englischen Könige Richard Löwenherz rächte er die Schmach von Akkon. 
Derselbe litt auf feiner Heimfahrt aus Palästina im Adriatischen Meere 
Schiffbruch, wurde auf feiner Wanderung durch Österreich von seinem 
Feinde, dem Herzog Leopold, ergriffen und in Dürrenstein an der Donau
	        
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