Full text: Für Oberklassen (Stufe 3)

488 
Auch der Indianer hat die Mission sich erbarmt. Besonders ist 
Kanada der Schauplatz einer regen Thätigkeit geworden. In der Gegend 
der großen Seeen, wo Jahrhunderte lang der Stamm der Mohawsk und 
der Delawaren mit dem großen Stamme der Tschippewäh um die Ober¬ 
herrschaft kämpften; wo schon die Volksstämme dem Feuerwasser und der 
Raubgier der Europäer zu erliegen drohten: da hat das Wort Gottes 
seine heilende und läuternde Kraft bewiesen. Jetzt wohnen die so lange 
getrennten Stämme friedlich neben einander. Einträchtig bestellen sie den 
Boden, der einst das Blut ihrer Väter trank, und ihre Kinder besuchen 
eine Schule. Sie sind Christen geworden und haben christliche Sitte 
angenommen. Das war der Segen, den Gott auf die Arbeit der Send¬ 
boten der Brüdergemeinde, der englischen, schottischen und amerikanischen 
Missionsgesellschaften gelegt hat. 
Apostel der Indianer in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika 
ist John Elliot geworden. Er war von Geburt ein Engländer. Schon 
früh faßte er eine Zuneigung zu den Indianern, und seit 1646 ward er 
ihr Missionar. Seine Rede war oft so gewaltig, daß selbst harte Häupt¬ 
linge in Thränen schwammen. Sein Ruhm erscholl durch die weiten 
Wälder. Er zähmte mit dem Worte Gottes die wilde Natur der Indianer 
und gewöhnte sie an eine friedliche Beschäftigung. Ohne Entbehrungen 
und Strapazen zu scheuen und ohne die wilden Tiere zu fürchten, drang 
er tief in die Wälder. Mit wunderbarer Ruhe stand er unter manchem 
Tomahawk, der über seinem Haupte geschwungen wurde, der Hilfe seines 
Gottes gewärtig, der ihn aus tausend Gefahren rettete. Er verzagte nicht, 
als ein Krieg zwischen Engländern und Indianern sein Werk zertrümmerte, 
unverdrossen nahm er es wieder auf; er ging, 87 Jahre alt, als ein 
müder Streiter zu seiner Ruhe ein. 
347. 
1. Ein Kanadier, der noch Europens 
Übertünchte Höflichkeit nicht kannte, 
Und ein Herz, wie Gott es ihm gegeben, 
Von Kultur noch frei, im Busen fühlte, 
Brachte, was er mit des Bogens Sehne 
Fern in O-uebecks übereisten Wäldern 
Auf der Jagd erbeutet, zum Verkaufe. 
Als er ohne schlaue Rednerkünste, 
So wie man ihm bot, die Felsenvögel 
Um ein Kleines hingegeben hatte, 
Eilt' er froh mit dem geringen Lohne 
Heim zu seinen tiefbedeckten Horden 
In die Arme seiner braunen Gattin. 
2. Aber ferne noch von seiner Hütte 
Überfiel ihn unter freiem Himmel 
Schnell der schrecklichste der Donnerstürme; 
Ans dem langen, rabenschwarzen Haare 
Troff der Guß herab auf seinen Gürtel, 
Und das grobe Haartuch seines Kleides 
Klebte rund an seinem hagern Leibe. 
Schaurig zitternd unter kaltem Regen 
Eilt' der gute, wackre Wilde 
In ein Haus, das er von fern erblickte. 
Der Wilde. 
„Herr, ach laßt mich, bis der Sturm sich 
leget," 
Bat er mit der herzlichsten Geberde 
Den gesittet feinen Eigentümer, 
„Obdach hier in eurem Hause finden!" 
„„Willst du, mißgestaltetes Ungeheuer,"" 
Schrie ergrimmt der Pflanzer ihm ent¬ 
gegen, 
„„Willst du, Diebsgesicht, mir aus dem 
Hause!"" 
Und ergriff den schweren Stock im Winkel. 
3. Traurig schritt der ehrliche Huroue 
Fort von dieser unwirtbaren Schwelle, 
Bis durch Sturm und Guß der späte 
Abend 
Ihn in seine friedliche Behausung 
Und zu seiner braunen Gattin brachte. 
Naß und müde setzt' er bei dem Feuer 
Sich zu seinen nackten Kleinen nieder 
Und erzählte von den bunten Städtern, 
Und den Kriegern, die den Donner tragen, 
Ünd dem Regensturm, der ihn ereilte, 
Und der Grausamkeit des weißen Mannes.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.