§§ 17-18.
Die Weichsel. — Westpreußen.
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Vorhafen Pillau, weil das Haff für sie zu seicht ist. — Von Pillau bis Brüsterort
(N.W.-Spitze der Halbinsel Samland) zieht sich die Bernsteinküste hin. — Braunsberg,
an der Passarge, im kathol. Ermlande. In Frauenburg am Frischen Haff lebte Koper-
nikus als Domherr. In Gumbinnen befindet sich ein Standbild Friedrich Wilhelms I.
Insterburg, Kreuzungspunkt für mehrere Eisenbahnen. Memel, am Memeler Tief,
Deutschlands nördlichster (befestigter) Seehafen. — Geschichtlich wichtige Orte sind: Tilsit,
Pr. Eylau, Friedland a. d. Alle, Tannenberg.
*§ 17. Pie Weichsel, a. Lauf. Sie entspringt in den Karpaten
und fließt in einem großen Bogen, der nach W. geöffnet ist, durch Galizien
(Krakau) und Polen (Warschau). Oberhalb Thorn tritt sie in preußisches
Gebiet. In Westpreußen liegen an ihr die Städte Thorn, Kulm, Grau-
denz, Dirschau, Danzig. Sie ergießt sich mit dem Hauptarme in die Dan-
ziger Bucht, mit dem Nebenarme Nogat in das Frische Hass. — b. Dampf- und
Segelschiffe, besonders mit Getreide beladen, beleben den Strom; auch viele
Flöße fahren stromabwärts. Die Schiffahrt ist aber erschwert; denn viele
kleine Inseln befinden sich in der Weichsel. Auch bilden sich fortwährend
neue Sandbänke und Inseln, während das Wasser ältere, schon fruchtbar
gemachte Anschwemmungen mit sich fortreißt. Kähne und Flöße bedürfen
darum fast überall erfahrener Lotsen, um vorwärts zu kommen. — c. Der
bedeutendste Nebenfluß der Weichsel auf der l. Seite ist die Brahe, welche
durch den Brom berge r Kanal mit der Netze verbunden ist. Der Bug
ist der größte Nebenfluß der Weichsel ans der r. Seite. Er ist durch den
Königskanal mit einem Nebenfluß des Dnjepr verbunden. Dadurch ist
eine Wasserstraße von dem Schwarzen Meere zur Ostsee hergestellt.
d. Das Weichseldelta. Das Tiefland um die Mündungsarme der
Weichsel heißt: die Niederung. Es ist angeschwemmtes Land und durch¬
weg sehr fruchtbar. Ackerbau und Viehzucht stehen in Blüte. Viele Gräben
und Kanäle durchziehen das Land. Die Gräbenufer sind mit Weiden oft
in mehreren Reihen nebeneinander bepflanzt. Hohe Dämme (5 —8 m hoch)
schützen das Land vor Überschwemmung. Sie sind oben so breit, daß zwei
Wagen nebeneinander fahren können, und werden nach unten immer breiter.
Im Frühjahr und Herbst sind die Wege fast unpassierbar, da der Regen
den Boden aufweicht. — e. Die Bewohner der Weichselniederung sind
zum Teil Nachkommen von Holländern, welche als Kolonisten von den
Ordensrittern ins Land gerufen wurden, Dämme bauten und die Niede¬
rung aus einem Sumpfe in fruchtbares Ackerland umwandelten. Unter
ihnen sind viele Mennoniten, das sind evangel. Christen, welche die
Kindertaufe verwerfen und nur Erwachsene taufen. Auch halten sie den
Eid für unerlaubt, und es ist ihnen nachgegeben, vor Gericht statt des
Schwures nur das Jawort mit Handschlag zu geben.
§ 18. Westpreußen (25 500 qkm, 1560000 E.). Lage und Grenzen?
Die Provinz besteht aus zwei seenreichen Höhenländern, zwischen denen das
Weichseltal liegt. Das westliche Hochland erreicht im Turmberg bei Schöne¬
berg seine höchste Erhebung (340 m). Von hier aus dacht es sich nach S.
zu ab. Auf dieser südl. Abdachung ist der Boden sandig, besonders in der