§ 23. Der Dreißigjährige Krieg. 
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Neckar) den Markgrafen von Baden und bei Höchst (am unteren Main) 
den wilden Christian von Braunschweig. 
In Niederdeutschland widerstanden die Protestanten länger. An ihrer 
Spitze stand der Dänenkönig Christian IV., der auch deutsche Gebiete 
innehatte. Neben ihm befehligte ein anderes Heer Ernst von Mansfeld. 
Da der Kaiser nun nicht mehr allein von der Liga abhängen wollte, beauf¬ 
tragte er einen böhmischen Edelmann, Albrecht von Wallenstein, mit 
der Bildung eines Heeres. Dieser brachte bald ein Heer von 50000 Mann 
zusammen, das er selbst unterhielt. Wallenstein stammte aus einer prote¬ 
stantischen Familie, war aber katholisch geworden, hatte sich in des Kaisers 
Diensten in vielen Kriegen ausgezeichnet und erlangte durch kaiserliche 
Schenkung und durch Kauf ein großes Besitztum im nördlichen Böhmen. 
Der Kaiser ernannte ihn zum Herzoge von Friedland i. B. Kaum ertönte 
des Wallensteiners Werbetrommel, so strömte ihm Kriegsvolk zu aus vielen 
Nationen und allen Konfessionen; denn Wallenstein ließ den Soldaten 
große Freiheit und gestattete ihnen die härtesten Bedrückungen der Bürger 
und der Bauern; nur im Dienst war er streng. Dabei genoß er bei seinen 
Soldaten fast abgöttische Verehrung als vortrefflicher Feldherr, auch hielten 
sie ihn für kugelfest und mit bösen Geistern im Bunde. Aus den Sternen 
meinte Wallenstein, wie viele Leute damals, seine Zukunft lesen zu können. 
Mit seinen wilden Horden, für deren Unterhalt jedesmal die Gegend sorgen 
mußte, in der sie hausten, zog Wallenstein gegen Mansfeld und schlug ihn 
an der Dessauer Brücke 1626. Dieser mußte sich vor ihm durch Schlesien 
nach Ungarn zurückziehen und starb auf der Flucht. Während dieser Zeit 
hatte Tilly Christian von Dänemark bei Lutter am Barenberge (nord¬ 
westlich von Goslar) völlig geschlagen. Tilly und Wallenstein verfolgten 
den Dänenkönig bis in das nördliche Deutschland. Die Herzöge von 
Mecklenburg, die den Dänen geholfen hatten, wurden von Wallenstein ver¬ 
trieben, und der Kaiser übertrug ihm die Herrschaft über ihre Lande. Auch 
Stralsund wollte er erobern; doch diese Stadt hielt sich aufs tapferste. 
Da schwur Wallenstein: „Und wenn sie mit Ketten an den Himmel gebunden 
wäre, sie müßte doch herunter!" Dennoch gelang ihm diese Eroberung 
nicht, trotzdem er 12000 Mann bei der Belagerung geopfert hatte. Aber 
das ganze übrige Deutschland lag gedemütigt zu des Kaisers Füßen. Der 
König von Dänemark bat um Frieden, zu welchem es 1629 in Lübeck kam. 
Nun verlangte der Kaiser im Restitutionsedikt (Wiederherstellungsbefehl) 
die Herausgabe aller seit dem Passauer Vertrage (§ 22. 2.) eingezogenen 
Kirchengüter. Wallenstein sollte mit seinem Heere diesem Befehle Nachdruck 
geben, aber er verfuhr dabei so rücksichtslos, auch gegen Katholiken, daß 
ihn der Kaiser entlassen mußte. Er zog sich auf seine Güter nach Böhmen 
zurück. 
3. Der Schwedische Krieg (1630—1636). Tilly wurde an Wallen- 
fteins Stelle kaiserlicher Oberfeldherr. Magdeburg widersetzte sich dem kaiser¬ 
lichen Machtgebot und sollte von Tilly gezüchtigt werden. In dieser Zeit 
nabte den Evangelischen Hilfe vom hohen Norden. Der König Gustav
	        
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