III. Straßen- und Alleebäume.
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Grunde keilförmigen Blättchen. Der Blattstiel ist an der Stelle, wo er
an den Zweigen befestigt ist, hufartig verdickt. Einen prächtigen Anblick
gewährt der blühende Baum. Die anfrechtstehenden Blütensträuße, welche
die Krone wie tausend Lichter schmücken, enthalten vollständige Blüten.
Die Blüte hat einen fünfteiligen, hinfälligen Kelch, 5 ungleiche, gelb¬
weiße Blütenblätter, 7 Staubblätter und einen Stempel. Die Früchte
sind walnußgroße, mit Stacheln besetzte Kapseln, die meist zwei kugelige,
braune Samen einschließen. Letztere enthalten einen sehr bitteren Stoff
und Stärkemehl; sie dienen zur Fütterung der Schweine und als Zusatz
des Schnupftabaks. Das rötliche oder gelbliche Holz fault leicht und
hat nur geringen Wert. Die Roßkastanie wird etwa seit 300 Jahren in
Europa angepflanzt; als Vaterland gilt Persien.
Verwandt ist der weiße Ahorn, Bergahorn, ein schöner 20—30 m hoher Baum
unserer Gebirgswälder, mit glatter, grauer Rinde und großen 5lappigen lLappen zu¬
gespitzt) Blättern. Die gelblich-weißen Blüten, in hängenden Trauben, erscheinen im
April vor den Blättern. Einzelne enthalten Staubblätter und Stempel, andere ent¬
weder nur Staubblätter oder nur Stempel. Zahl der Staubblätter wechselnd: 8, oft
5—12; die Frucht besteht aus zwei vereinigten, geflügelten Nüßchen. Das Holz dient
zu Tischler- und Drechslerarbeiten.
§ 20. Die gemeine Sommerlinde ist ein schöner, stattlicher Baum,
der häufig in Gärten, an Alleen und ans Dorfangern angepflanzt wird.
Im mittleren Rußland gibt es große Lindenwälder, die den Bienen zur
Zeit der Blüte, im Monat Juni (Lindenmoiiat), reiche Nahrung liefern.
Die Linde kann 20—25 m hoch und 1000 Jahre alt werden. Den alten
Deutschen war sie ein heiliger Baum. Die Blätter siitd am Grnttde
herzförmig, oberseits kahl, unterseits kurz behaart. Die Blüten stehen meist
zu 3 in Doldentranben; der Blütenstiel ist bis zur Mitte mit einem
zungenförmigen, papierähnlichen Deckblatt verwachsen. Die wohlriechende
Blüte hat einen sünfblätterigen, hinfälligen Kelch, fünf gelbweiße Kronen-
blütter, welche, wie die zahlreichen Staubblätter, tiefer als der fünf-
fächerige Fruchtknoten stehen. Der fleischige Grntnd jedes Kelchblattes
trägt ein Honiggefüß. Die Lindenblüten werden gesammelt, getrocknet
und zum Teeaufguß benutzt. Der Bast gibt Material zu Matten, Stricken,
Decken und zum Anbinden von Blumen. Das weiße, weiche Holz wird
zu Tischler- und Drechslerarbeiten benutzt, auch schnitzt man allerlei Geräte
daraus. Die Lindenkohle wird zur Bereitung des Schießpulvers und
zum Zeichnen (Reißkohle) gebraucht.
Außer der Sommerlinde kommen in Deutschland noch vor: die Spätlindc oder
kleinblätterige Linde, die etwa 14 Tage später blüht als die vorige, und die gemeine
Linde mit 11 blutiger Doldentraube.
Die Esche ist ein Alleebaum mit gefiederten, gegenständigen Blättern und schlankem
Stamm. Aus den schwarzbraunen Knospen entwickeln sich im'Frühjahr vor den Blättern
die braunen Blüten, jede enthält 2 Staubblätter. Das Holz wird von Tischlern benutzt.
ß 21. Bepflanzung von Straßen und freien Plätzen. Landstraßen und Wege
werden gewöhnlich mit Bäumen bepflanzt. Dadurch werden die Wege im Winter,
wenn sie mit Schnee bedeckt sind, deutlich begrenzt und dazu im Sommer angenehm
beschattet. In vielen Gegenden unseres Vaterlandes bepflanzt inan die öffentlichen
Wege mit Obstbäumen und erzielt dadurch einen guten Ertrag. In andern Gegenden
F. HirtS Nealieubuch. Nr. 7. 2