Full text: [1 = [5. Schulj.]] (1 = [5. Schulj.])

172 
117. Der Sperling. 
«Line alte Kirche, welche den Sperlingen unzählige Nester gab, 
ward ausgebessert. Als sie nun in ihrem Glänze dastand, kamen die 
Sperlinge wieder, ihre alten Wohnungen zu besuchen. Allein sie sän- 
den alle vermauert. „Zu was", schrien sie, „taugt denn nun das 
große Gebäude? Kommt, verlaßt den unbrauchbaren Steinhaufen." 
Lessing. 
118. Der 
1. Ein Hänfling, den der erste Flug 
aus seiner Eltern Neste trug, 
hub an, die Wälder zu beschauen, 
und kriegte Lust, sich anzubauen. 
Ein edler Trieb — denn eigner Herd 
ist, sagt das Sprichwort, Goldes wert. 
2. Die stolze Glut der jungen Brust 
macht' ihm zu einem Eichbaum Lust. 
Hier wohn' ich, sprach er, wie ein König, 
dergleichen Nester gibt es wenig. 
Kaum stand das Nest, so ward's verheert 
und durch den Donnerstrahl verzehrt. 
5. Da baut' er siel 
und las ein dunkles 
wo er den Wolken 
doch nicht die Erde 
ein Ort, der in der 
Da lebt er noch un 
Hänfling. 
3. Es war ein Glück bei der Gefahr, 
daß unser Hänfling auswärts war; 
er kam, nachdem es ausgewittert, 
und fand die Eiche halb zersplittert. 
Da sah er mit Bestürzung ein, 
er könne hier nicht sicher sein. 
4. Mit umgekehrtem Eigensinn 
begab er sich zur Erde hin 
und baut' in niedriges Gesträuche — 
so scheu macht' ihn der Fall der Eiche. 
Doch Staub und Würmer zwangen ihn, 
zum andernmal davonzuzieh'n- 
das dritte Haus 
Büschchen aus, 
icht so nahe, 
vor sich sahe, 
Ruhe liegt. 
d lebt vergnügt. Lichtwcr. 
119. Die Wiege im Schilfe. 
Der König über alle die flinken Gesellen, die in unzähliger Menge im 
Schilfe der Teiche und Sümpfe wohnen, ist der Rohrsänger. Er ist so 
lang wie eines Kindes Hand. Dort sitzt er auf einem schlanken Halme 
und schaukelt sich. Auf dem Rücken ist er schwärzlich braun, am Halse weiß 
und an dem Bauche gelblich. Über jedem Auge ist ein weißer Streifen. — 
Jetzt fliegt er auf und hat in schnellem Schwünge mit seinem kurzen, spitzen 
Schnabel eine Fliege weggeschnappt, jetzt eine Mücke, jetzt wiederum ein 
Würmchen, das sich vorwitzig aus dem Schlamme des Ufers wagte. An den 
biegsamen Schilfhalmen klettert er hinauf, hinab, so flink als sei's auf ebener 
Erde. Nun sitzt er in einem dichten Blütenbüschel wieder still. Das Sonnen¬ 
licht glänzt auf seinem zarten, glatten Federkleide. Er singt ein niedliches 
Liedchen, fein und lieblich; das tönt durchs Blattgelispel und durch das 
Gesumm der Mücken. Ein zweites Böglein fliegt hinter dichtem Gebüsche 
empor. Es hörte den lockenden Gesang und kommt herzu. Es hat die¬ 
selbe Größe und dieselbe Farbe; das ist sein Weibchen. Die beiden spielen 
nun zusammen und schmausen dazwischen. Sie suchen dürre Blättchen 
und zähe Halme und wickeln sie geschickt um drei oder vier Stengel des 
Schilfes. Es wird ein Nest gebaut. Immer neue Halme und Blättchen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.