Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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in Unfrieden mit dem Magen. Sie nannten ihn einen Tyrannen, 
der allein Speise und Trank genieße, während die Glieder für 
ihn arbeiten müßten. Darum verschworen sie sich ihre Tätigkeit 
einzustellen. Die Hände wollten nicht mehr greisen, der Mund 
keine Speisen mehr aufnehmen, die Zähne nicht mehr beißen. 
Eine Zeitlang ging das scheinbar recht gut, und sie freuten sich 
den Tyrannen so zu ärgern; bald aber merkten sie, daß sie 
selbst am meisten litten, denn sie wurden von Stunde zu Stunde 
schlaffer und waren zuletzt zu keiner Arbeit, aber auch zu keiner 
Freude mehr fähig. Da sahen sie ein, daß sie den Magen zwar 
ernährten, daß sie aber auch wiederum von ihm ernährt 
würden. So ist es," fügte Agrippa hinzu, „wenn die Stünde 
eines Volkes miteinander hadern Mpann muß jeder verderben.^ 
Die Plebejer sahen die Wahrheit, welche in diesen Worten lag, 
ein und erklärten sich bereit in die Stadt zurückzukehren, ließen 
sich aber das Versprechen geben, daß ihren Beschwerden ab¬ 
geholfen werden solle. Damit dies auch wirklich geschehe, wurden 
zu ihrem Schutze eigene Beamte, die Volkstribunen, eingesetzt. 
Diese waren unverletzlich, hielten zum Schutze der Bedrängten 
ihr Haus Tag und Nacht offen und erlangten mit der Zeit 
solche Macht, daß sie durch ihre Einsprache die Beschlüsse des 
Senats ungültig machen konnten.-c 
61 Csrißlinus. 
^Kurz nach der Rückkehr der Plebs vom Heiligen Berge und 
der Einsetzung der Volkstribunen entstand in Nom eine Hungers¬ 
not. Da das Volk von neuem zu murren begann, so schickte der 
Senat Schiffe nach dem kornreichen Sizilien und ließ große 
Vorräte von dort herbeischaffen, um sie unter die Notleidenden zu 
verteilen.^Das schien einigen Patriziern eine günstige Gelegen¬ 
heit den: Volke die ungern bewilligten Rechte wieder zu 
entreißen. Einer von ihnen, der junge, feurige Gajus Marcius, 
der sich im Kampfe gegen die Volsker hervorgetan hatte und 
von der Eroberung der Stadt Corioli den Ehrennamen Corio- 
-i.
	        
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