Full text: Lesebuch für ein- und zweiklassige Volksschulen

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30 Kirchtürme, die Küste Fehmarns'und einen Teil der Ostsee ver¬ 
mag das Auge von hier wahrzunehmen. Beim Bkick vom Plöner 
Aussichtsturm fällt sogleich die große Zahl der Seen ans, von denen 
man sich hier umgeben sieht. 
2. Unter den Seen Schleswig-Hotsteins ist der große Plöner 
See, der einen Flächenraum von 47 Quadratkilometern bedeckt, der 
größte. Sein Wasserspiegel liegt 20 m über dem Spiegel der Ost¬ 
see; seine größte Tiefe beträgt 60 m. Die am Fuße des Bungs- 
berges entspringende Schwentine, die nacheinander den Stendorfer, 
Eutiner, Keller-, Diek- und Behler-See durchfließt, nimmt ihren Lauf 
auch durch den großen und kleinen Plöner See, durchströmt dann noch 
den Lankersee und eilt hierauf in anmutigen Windungen durch das 
herrliche Schwentinethal dem Kieler,Hasen zu. Der große Plöner 
See ist, wie die meisten ostholsteinischen Seen, reich an Fischen; be¬ 
sonders lohnend war früher der Aalsang. Aus den Fluten des Sees 
tummeln sich viele Wasservögel: Enten, Wasserhühner, Taucher, Säger, 
Gänse und Schwäne, denen 13 Inseln als Brutplätze dienen. Die 
Ufer des Sees sind zum Teil steil und abschüssig. Bei der Insel 
„Alte Burg" ist der Sage nach ein Schloß mitsamt dem Berge, 
worauf es stand, in den See gestürzt und in der Tiefe ver¬ 
schwunden. 
Der schönste aller Seen Ostholsteins ist der Ukleisee, so genannt 
nach einem heringsartigen Fische, der in slavischer Sprache Uketey 
hieß. Dieser See, nur 1km lang und 1/3 km breit, ist ringsum 
von bewaldeten Höhen umgeben, die sich bis zu 43 m über seinen 
Wasserspiegel erheben. Bei ruhigem Wetter und namentlich bei früher 
Morgen- oder später Abendbeleuchtung kann man sich an dem An¬ 
blick dieses Sees gar nicht satt sehen. Über die Entstehung des Sees 
erzählt eine Sage folgendes: 
An der Stelle, wo jetzt der See ist, befand sich früher ein anmutiges Wald¬ 
thal. Ein junger Ritter, der die Jagd liebte, hielt sich in dieser Gegend auf. Er 
traf hier oft zusammen mit einer schönen Bauerntochter, die jeden Morgen ihres 
Vaters Pferde in den Wald auf die Weide trieb. Bald entbrannte er in heißer 
Liebe und begehrte die Jungfrau zum Weibe. Aber das Mädchen wies seine 
Bitten und Geschenke zurück, und auf alle seine Bemerkungen gab sie zur Antwort, 
daß sie doch niemals seine Frau werden könnte, da sie nur eines armen Mannes 
Tochter sei. Einst waren sie an die Stelle des Thales gekommen, wo eine kleine 
Kapelle stand. Da führte der Ritter das Mädchen in die Kapelle, und vor den 
Altar tretend sprach er: „Hier vor Gottes Angesicht nehme ich dich zu meinem 
Ehegemahl, und der Himmel soll mich an dieser Stelle vernichten, wenn ich dir
	        
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