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einem folgenschweren Unternehmen bewahrt! So ist also das Wirken
des Landesverbands in jeder Hinsicht von großem Segen für den Klein¬
gewerbetreibenden.
Leider gibt es noch sehr viele Handwerker, welche trotz der Vorteile,
die der Zusammenschluß für die Beteiligten bringt, einer jeden Ver¬
einigung fernstehn. Und was ist es, das diese «Einsiedler» vom Beitritte
abhält? Einzelne scheuen den so geringen Beitrag, den die Mitgliedschaft
bedingt. Und doch ist ein einziger Ratschlag im «Juristischen Ratgeber»
oder in einer Handwerkerversammlung mehr wert, als der Mitgliedsbeitrag
für eine ganze Reihe von Jahren. Leider gibt es auch Handwerker, die
aus Gleichgiltigkeit und Vorurteile gegen alles Neue nicht einer Vereinigung
beitreten. Andre wieder glauben, der Handwerker habe Bildung, Fortschritt
und Weiterlernen gar nicht nötig.
Wohl sind Fleiß und Sparsamkeit, Nüchternheit und Gottesfurcht die
Grundpfeiler eines tüchtigen Handwerkerstands, und werden es auch
immer bleiben. Aber damit allein ist es heutzutage nicht getan. Mit
berechnender Überlegung und tüchtigen Berufskenntnissen muß das Hand¬
werk heute mehr als je betrieben werden. Es genügt in der Gegenwart
nicht mehr, daß man mit Meißel und Hobel ordentlich umgehn kann.
Das Handwerk von heute muß zeitgemäß betrieben werden. Die mannig¬
fachen Verbesserungen und Neurungen, welche die fortschreitende Bildung
zutage gefördert hat, muß der Handwerker kennen und verwerten, wenn
sein Betrieb genügend ertragsfähig sein soll. Nur in dem Falle, daß dem
mit obengenannten Eigenschaften ausgestatteten Handwerker die nötigen
Berufskenntnisse nicht fehlen, wird für ihn das Handwerk ein lohnendes
und beglückendes Gewerbe sein.
Eine leichte und günstige Gelegenheit, um das Standswohl zu fördern,
seine Berufskenntnisse zu vervollständigen und mit den Forderungen der
Zeit vertraut zu werden, findet der Handwerker in der Vereinigung
seiner Berufsgenossen. Deshalb! — w. Walter.
95. Die unseligen Folgen der „Vereinsmeierei".
So 10 Jahre Wird es her sein, da zog ein junger, schmucker Schreiner¬
geselle zu uns ins Städtchen, ließ sich als Meister nieder und führte auch
bald ein flinkes, braves Mädchen als Meisterin heim. Es schien den Leuten
zu glücken; sie fanden ihr Fortkommen und waren miteinander recht
glücklich.
Da bekam der Mann den Auftrag, für den Schützenvercin eine neue
Scheibe zu machen. Die nicht ganz leichte Arbeit gelang ihm aufs schönste.
Als er sie ablieferte, war der Verein gerade versammelt; er wurde wegen
seiner Arbeit belobt und natürlich auch veranlaßt, dem Vereine beizutrelen.
Man redete ihm so lange zu, bis er sich als Schütze einschreiben ließ.
Damit hatte er Anlaß gefunden, allwöchentlich wenigstens einmal auf den