Full text: Hohenzollerisches Lesebuch für katholische Volksschulen

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Jetzt arbeiten sich die Männer durch Schnee und Gesträuch 
herein und sehen mit lautem Jubel das Mädchen. Und Berthold, 
der Vater, weiß im Übermaße der Freude nichts zu sagen; aber 
Tränen rollen über seine verwitterten Wangen. 
Wo die Not am größten, 
ist Gottes Hilfe am nächsten. 
6. Die sonderbare Mauer. 
(Chr. v. Sch m i d.) 
Die Leute eines einsamen Bauernhofes waren während 
eines Krieges in großen Ängsten. Besonders war eine Nacht 
für sie sehr fürchterlich. Der Feind nahte sich der Gegend. Der 
nächtliche Himmel war bald da bald dort von Feuersbrünften 
rot wie Blut. Zudem war es Winter und das Wetter sehr 
kalt und stürmisch. Die guten Leute waren keinen Augenblick 
sicher, ausgeplündert und jetzt, zur rauhesten Jahreszeit, von 
Haus und Hof vertrieben zu werden. Großeltern, Eltern und 
Kinder blieben die ganze Nacht hindurch in der Stube beieinander 
auf und beteten beständig. Die Großmutter las ans einem 
alten Gebetluche vor. In einem „Gebet zur Zeit des Krieges" 
kamen die Worte vor: Gott wolle eine feste Mauer aus¬ 
führen, um die Feinde von dieser Wohnung abzu¬ 
halten. Der junge Bauer, der andächtig zugehört hatte, meinte 
jedoch, das Aufführen einer Mauer sei gar zu viel vom lieben 
Gott verlangt. Indessen ging die Nacht vorüber, ohne daß ein 
feindlicher Soldat in das Haus kam. Alle im Hause wunderten 
sich darüber. Als sie aber niorgens sich vor die Türe wagten, 
siehe, da war gegen jene Seite hin, wo die Feinde standen, der 
Schnee von dem Winde hoch wie eine Mauer aufgetürmt, so 
daß man gar nicht hindurch kommen konnte. 
Alle tobten und priesen Gott. Die Großmutter aber sagte: 
„Seht, so hat Gott eine Mauer aufgeführt, die Feinde von 
unsrer Wohnung abzuhalten. Ich bleibe dabei: 
Wer auf den lieben Gott vertraut, 
der hat auf festen Grund gebaut!" 
9. 8oi'K6t nicht! 
(K. Heinr. Caspari.) 
Ein Geistlicher in einem Seestädtchen fuhr auf einem kleinen 
Schifflein vom Ufer nach der gegenüberliegenden Insel. Am
	        
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