Full text: Hohenzollerisches Lesebuch für katholische Volksschulen

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einer Anzahl frommer Männer und Frauen aus England, diese 
Landstriche. Aus allen Gegenden drängten sich die Heiden zu 
ihm, um seine ergreifende Predigt des göttlichen Wortes zu 
hören und sich taufen zu lassen. Auch legte er daselbst Kirchen 
und Klöster an, damit sich von ihnen aus nach und nach christliche 
Bildung über das rohe Deutschland verbreite. Als er darauf 
das zweite Mal nach Rom kam, ernannte ihn der Papst zur 
Belohnung seines apostolischen Eifers zum Erzbischof in Deutsch¬ 
land. Dahin zurückgekehrt, verkündete er das Wort Gottes mit 
neuem Eifer und zertrümmerte überall die Götzenbilder. Bei 
Geismar in Hessen stand eine uralte, dem Donnergotte gewidmete 
Eiche, unter welcher die heidnischen Bewohner dieser Gegend zu 
opfern pflegten. Als nun der heilige Mann erfuhr, daß der Baum 
für unverletzlich gehalten werde, legte er, um den Aberglauben zu 
zerstören, die Axt an denselben. Erschrocken standen die Heiden 
umher und blickten bald nach dem Apostel, bald nach der Eiche, 
ob ihre Götter keine Blitze auf den Frevler herabschleudern würden; 
aber der Baum fiel, und der Mann Gottes stand unverletzt. Da 
entsagten die Heiden ihren ohnmächtigen Göttern, welche ihr Heilig¬ 
tum nicht einmal vor schwachen Menschenhänden schützen konnten, 
und ließen sich taufen. Bonifacius aber baute aus dem Holz des 
gefällten Baumes eine kleine Kapelle. Nach einer dritten Reise nach 
Rom gründete Bonifacius allenthalben neue Bistümer und traf 
weise Verordnungen für die Pflege des christlichen Lebens. Endlich 
wählte er Mainz zu seinen: beständigen Sitze. 
Dennoch wollte er auch in seinem hohen Alter der Ruhe nicht 
genießen und ging noch einmal zu den Friesen. Sein abermaliges 
Erscheinen reizte die Wut der dortigen Feinde des Christentums 
derart, daß sie einen Anschlag gegen sein Leben faßten. Bonifacius 
war schon bis in die Nähe des Nördlichen Meeres vorgedrungen. 
Bei Dockum hatte er Zelte aufschlagen lassen; denn er gedachte, 
länger dort zu weilen und die auf diesen: Boden nie gesehne Feier 
der heiligen Firmung zu halten. Die Nengetauften hatte er vorher 
in ihre Heimat gehen lassen, damit sie sich zum Empfange dieses 
Sakramentes vorbereiteten und wenige Tage nach dem Pfingstfeste 
wieder zu ihm nach Dockum kämen, um die heilige Firmung zu 
empfangen. Seine Schüler und Mitarbeiter waren wegen der be¬ 
vorstehenden Feier um ihn versammelt. An dem festgesetzten Tage, 
dem 5. Juni, erwartete Bonifacius mit ihnen die Ankunft der Neu¬ 
getauften. Als aber früh an: Morgen die Sonne sich über das 
Land erhob und höher des Bonifacius Dankgebete gen Himmel 
stiegen für den Segen des Herrn, der sichtbar mit ihm gewesen war, 
da vernahm sein Ohr statt der Hymnen und Loblieder, mit welchen 
manches Jahr auf deutschen: Boden die Scharen der Firmlinge ihn: 
entgegengezogen waren, wildes Kriegsgeschrei. Statt der Neu¬ 
getauften, die er erwartete, sah er eine Rotte blutdürstiger Feinde 
nahen. Mit Schild und Speer bewaffnet, die Lanzen schwingend.
	        
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