sie zum Bewegen, zum Essen und Trinken kräftig bleiben, wenn
sie leben sollen.
Aber gerade von diesem unentbehrlichen Stoffe, den die Thiere
wie die Menschen zu ihrem Leben und Bestehen haben müssen,
(nicht nur etwa gern haben möchten), gilt das am meisten, was
das alte Sprüchwort sagt: „Wo unsere Kraft ist viel zu klein, stellt
Hülfe sich von selber ein." Denn eben für jene, nicht nur tägliche
oder stündliche, sondern in jedem Augenblicke sieh erneuernde Noth
ist auch draussen, im grossen Haushalte der Natur am gründlichsten
und ausreichendsten gesorgt. Luft ist überall, wo lebende Wesen
wohnen, auf den Höhen und in den Tiefen; sie drängt sich dem
neugebornen Kinde von selber in den Mund und in die Lungen;
sie findet durch die kleinen Öffnungen an der Schale den Zugang
schon zu dem Küchelchen im Ei; sie senkt sich hinab ins
Wasser bis zum tiefsten Grunde des Meeres und wird da von
den Wasserthieren eingeathmet; in alle Höhlen und offene Gru¬
ben der Erde, ja selbst in das Innere der Pflanzen- und
Thierkörper dringt die Luft hinein und erfüllt dieselben.
So erinnert uns die Luft, welche alle Lebenden umfasset und
durchdringet, wie ein Bild im Spiegel an eine allerhaltende Für¬
sorge , in und durch deren Walten alles Geschaffene besteht, in
deren schöpferischem Vermögen wir Alle leben, weben und sind.
6 Oer Luftdruck.
Nimm ein grosses Glas, mit Wasser gefüllt, und tauche eine
Glasröhre, welche oben und unten offen und nicht ganz so lang
als das Glas hoch ist, senkrecht in das Wasser. Die Röhre wird
sich mit Wasser füllen, und nimmst du sie aus dem Wasser heraus,
so wird das Wasser, durch die Schwerkraft abwärts gezogen,
hinaus fl iessen. Nun tauche die Röhre noch einmal ganz in das
Wasser, so, dass sie sich vollends mit Wasser füllt, und nirgends
in der Röhre Luft bleibt, verschliesse dann die obere, noch unter
dem Wasser befindliche Öffnung der Röhre mit dem Finger, und
hebe sie so aus dem Wasser heraus. So lange du den Finger auf
der obern Öffnung festhältst, wird kein Wasser aus der untern Öff¬
nung der Röhre Liessen, sondern alles darin bleiben. Wie geht
das zu? — In der Röhre ist keine Luft; aber rings um dieselbe
befindet sich unsere atmosphärische Luft. Auf der untern
Luft aber, in der wir leben, lasten die obern Luftschichten;
auf ihr liegt eine Luftmasse, welche mehrere Meilen hoch ist.
Durch das Gewicht derselben wird die untere Luft zusammen¬
gedrückt; sie befindet sich in einem zusammengepressten Zu¬
stande: und darum strebt sie, sich nach oben und unten,
nach rechts und links hin auszudehnen und drückt gegen
alle Körper. So drückt sie auch gegen die untere Öffnung
der Glasröhre und trägt das Wasser. Lässt man oben den