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123. Du sollst anbeten Gott, deinen Herrn.
zierliche Verzweigungen der Baumkorallen mit lebhaftem Grün, reichem
Purpur und Blau bedecken die Felsenbänke. Die abgestorbenen Massen
sind von perlgrauen Netzkorallen wie von elfenbeinernem Schnitzwerk
durchweht. Darüber wiegen die majestätischen Hornwedel ihre zierlichen
Fächer in Lila und Blau. Die Seetanne pranget an ihren Zweigspitzen mit
bunten, glockenförmigen Blumen. An den Zweigen der Korallenstämme
haftet die moosartige Seerinde, deren Zellen so klein sind, dass 300 der¬
selben auf einen Quadratcentimeter gehen.
Diese Millionen von riss bildenden Korallentieren entziehen noch heute
wie vor Jahrtausenden den schäumenden Wogen ihre Kalkteilchen, um sie
in mächtigen Riffen abzulagern, und werden so das Mittel zur Entstehung
von zahlreichen Inseln, die den Menschen paradiesische Wohnsitze gewähren.
Die ringfömigen Inseln im stillen Ozean bestehen aus Korallenkalk.
Ihre ringförmige Gestalt ist nicht zufällig, sondern ein notwendiges Ergebnis
ihrer Entstehungsweise. Die Fundamente dieser Inseln waren ursprünglich
trichterförmige Ränder von vulkanischen Kratern. Diese Ringwälle ver¬
sanken allmählich unter den Spiegel des Meeres und wurden von Korallen¬
stöcken überbaut. Als sich der Meeresboden von neuem hob, traten die
Riffe über den Meeresspiegel und starben ab. So entstanden die niederen
Inseln im grossen Ozean, welche in ihrer Mitte einen See einschliefsen.
Die Felsenmauern an den Küsten von Otahaiti sind nichts als Kalk von abge¬
storbenen Korallenstöcken. Das paradiesische Tahiti erhebt sich in der Mitte
einer ruhigen See, von Palmen und Brotfruchtbäumen bekränzt, durch einen
ringförmigen Korallenwall vor der Brandung des Meeres beschützt. An der
Nordküste Australiens erhebt sich ein mächtiger Korallenwall, welcher in
einer Entfernung von 5 bis 8 Meilen vom Lande 250 Meilen längs dem
Ufer sich hinzieht. Der Meerkanal zwischen dem Lande und dem Walle
hat eine Tiefe von 18 bis'36 Meter.
Die Ringwälle, welche nur wenig über dem Meeresspiegel empor¬
tauchen, werden von den Flutwellen überspült, mit Resten von unter¬
gegangenen Meergeschöpfen, Muscheln, Seepflanzen und Korallentrümmern
angefüllt und so allmählich in trockene Inseln verwandelt, die sich mit
einem paradiesischen Pflanzen wachse bedecken.
Da, wo der Meeresgrund nach seiner Erhebung allmählich wieder in
die Tiefe sinkt, dauert die Thätigkeit der bauenden Korallentiere so lange
fort, bis die Senkung eine Tiefe erreicht hat, bei welcher die Tierchen
wegen der Grösse des Wasserdrucks nicht mehr leben können. Der untere
Teil des Stockes stirbt ab, während der obere fortwächst. So erreichen die
Riffe oft eine Höhe von 60— 150 Meter. Die grösste Höhe, in welcher die
Korallentiere noch fortbauen können, entspricht der grössten Tiefe der Ebbe.
Bohner.
123. Du sollst anbeten Gott, deinen Herrn!
Ich habe, sagt Linné, die Tiere betrachtet, auf die Pflanzenwelt gestützt;
die Pflanzen, im Erdboden wurzelnd; die Erde, vom Weltkreis getragen,
im unerschütterlichen Laufe um die Sonne kreisend, welche das Leben auf
ihr vermittelt; die Sonne endlich, um ihre Achse sich drehend, und mit den