Full text: Lesebuch für Gewerbliche Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten

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168. Der Bayerische Wald. 
Böhmisch-Österreichischen Gebirge in Verbindung. Er umfaßt den von 
der Donau nördlich gelegenen Teil Niederbayerns und die östliche 
Oberpfalz. 
Der Bayerische Wald enthält zwei von Südost nach Nordwest 
streichende Hauptketten, nämlich das Böhmisch-Bayerische Grenzgebirge 
(mit dem Arber, Rachel und Lusen) vom Dreisesselberge bis zum Furth- 
Tauser Paß und das Donaugebirge (mit dem Dreitannenriegel) von 
Regensburg bis unterhalb Passau. Zwischen den beiden Hauptzügen 
breitet sich ein mehr hügeliges Land aus, welches den Namen Pfahl¬ 
gebirge führt. Der Kern des Gebirges besteht aus Granit, Gneis und 
Glimmerschiefer. Der Pfahl ist ein mächtiger Quarzgang, der mitten 
durch das Gebirge schnurgerade hinstreicht und sich vom Fuß des Drei¬ 
sesselberges bis Bodenwöhr in der Oberpfalz erstreckt. Graphit und 
Porzellanerde kommen als Einlagerungen im Gneisgebiet vor. 
Im Donaugebirge hat sich nur mehr weuig vom Wald erhalten. 
Dagegen sind die übrigen Gebiete des Gebirges, namentlich der hintere 
Zug, von großartigen Wäldern bedeckt. Die hochschaftigen Stämme 
der Bäume gleichen Riesensäulen; bogenartig wölben sich die grünen 
Gipfel der Buchen übereinander um von dunklen Tannen überragt 
zu werden. Feierliche Stille herrscht in diesem Helldunkel, nur morgens 
und abends von der klangvollen Stimme der Drossel unterbrochen. In 
höheren Lagen bemerken wir das Auftreten des Ahorns. Bald verläßt 
uns auch die Tanne und die Fichte ist fast ausschließlich an ihre Stelle 
getreten; allein sie ist nicht mehr hochstämmig und schlank, sie büßt an 
Höhe ein, was sie an Breite der Krone gewinnt. Der Stamm verdünnt 
sich kegelartig, die Zweige aber erreichen einen bedeutenden Umfang 
und hängen weit herab. Man nennt jene Fichten „Spitzfeichten". 
Das Holz derselben zeichnet sich durch besondere Feinheit der Jahres¬ 
ringe sowie durch eine seltene Gleichmäßigkeit aus. Diese Eigentümlich¬ 
keiten machen es besonders zu Resonanzböden für musikalische Instru¬ 
mente geeignet. 
Das Klima ist rauh und der Boden liefert geringen Ertrag. Daher 
sind die Bewohner schon von Haus aus auf Genügsamkeit hingewiesen. 
Im inneren Walde bilden Kraut, Kartoffeln, grobe Mehlspeisen, saure 
Milch und Schwämme die wichtigsten Bestandteile des bäuerlichen Tisches. 
Der Bayerische Wald zählt ungefähr 250000 Bewohner, die sich 
selbst „Waldler" nennen. Der Abstammung nach sind sie Altbayern. 
Das Landvolk zeigt im ganzen einen kräftigen Körperbau. Im südöst¬ 
lichen Teile, besonders im Passauer Walde, haust ein schöner Menschen¬ 
schlag. Der Waldler ist etwas derb, aber gutmütig, dabei genügsam
	        
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