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ten ängstlich in ihre Nester, und das Wild des Waldes rettet sich heu¬
lend zu seinen Höhlen.
Doch entsetzlicher noch ist der Anblick der Lief erschütterten Luft auf
dem Meere. Masten zerbrechen, Schiffe scheitern. Mit dem Sausen
des Orkans mischt sich das Erbrausen der geschlagenen Wellen, die
in schauerlicher Beweglichkeit bald Abgründe zu öffnen, bald die Wol¬
ken des Himmels zu berühren scheinen. Am schaudervollsten sind die
Stürme in den heißen Weltgegenden. So zittert der Ägypter, wenn
der tödtliche Chamsin oder Gluthwind aus den Wüsten hervor¬
bricht. Dann wird der sonst immer heitere Himmel trübe, die Sonne
gleicht einer röthlich braunen Scheibe, die Luft ist grau, wie mit einem
staubigen Dunste gefüllt, und wird immer glühender. ^ Schnell welken
die Pflanzen ab, die Blätter fallen verdorrt von den Ästen der Bäume,
das Kälteste wird heiß, selbst Marmor, Eisen und Wasser erwärmen.
Thiere und Menschen flüchten in Schatten, Höhlen und Gruben, um
den brennenden Windstößen zu entrinnen.
Ähnlich dem Chamsin ist in Arabiens Wüsten der giftige Samum.
Ganz anders wie diese und der gefährliche Sirocco, der von Afrika
nach Europa herüberweht, äußern sich an den Ufern des Senegals
in Afrika die Tornado-Stürme. Eine drückende Schwüle der Luft
geht diesen voran; düstere Wolken erheben sich zwischen Osten und
Süden und färben dort den Himmel schwarz. Man verspürt auch
nicht das Wehen eines Lüftchens , alles ist Todesstille. Menschen und
Thiere verbergen sich. Immer finsterer wird die Luft; nichts regt sich
weit umher. Plötzlich stürzt ein alles verheerender Sturm eiskalt und
mit Brausen und Heulen durch die Landschaft. Palmen brechen, Hütten
stürzen um, Schiffe zertrümmern. Donner, Blitz und Regengüsse bilden
das Gefolge des vorübergegangenen Sturmes.
18. Der Wind.
Es rauscht in den Wipfeln,
Es schwanken die Kronen:
Wer mag in den Gipfeln,
Den wankenden, wohnen?
„Der Wind, der Wind,
Das himmlische Kindl"
Im Bach, wo die Wellchen
«sanft wallend sich kräuseln:
Wer mag nur das Quellchen
So heimlich umsäuseln?
„Der Wind, der Wind,
Das himmlische Kind!"
Die drückende Schwüle
Zertheilt sich, entflieget:
Wer ist's, der mit Kühle
Mein Antlitz umschmieget?
„Der Wind, der Wind,
Das himmlische Kind!"
Wie wohl mir, wie selig
Im Schatten der Bäume:
Wer wiegt mich allmählich
In liebliche Träume?
„Der Wind, der Wind,
Das himmlische Kind!"
16. Der Schall.
Wenn irgend ein Körper oder ein oder mehrere Theile desselben
in eine zitternde oder schwingende Bewegung gebracht werden, so theilt
sich diese Bewegung der Luft mit, die dann in solche Wellen geräth,
wie das Wasser, in welches ein Stein geworfen wird. Diese Wellen