Full text: Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde

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der Leitung der Metallstangen und fährt ohne Beschädigung des Hauses 
in die Erde hinab. — Wer von einem Gewitter im Freien überrascht 
wird, lasse, wenn er fährt, halten oder fahre nur Schütt vor Schritt; 
geht er, so laufe er nicht, suche auch nicht unter freistehenden Bäumen 
Schutz und halte sich von Gewässern entfernt; befindet er sich im Zim¬ 
mer, so bleibe er von den Fenstem entfernt, wehre jedem Zugwind, 
öffne aber ein Fenster, damit, wenn der Blitz ja in die Stube schlüge, 
er nicht durch den Schwefelqualm erstickt werde. 
27. 
Unter allen Schlangen ist eine 
Auf Erden nicht gezeugt, 
Mit der an Schnelle keine, 
An Wuth sich keine vergleicht. 
Sie stürzt mit furchtbarer Stimme 
Auf ihren Raub sich los, 
Vertilgt in ihrem Grimme 
Den Reiter und das Roß. 
Räthsel. 
Sie liebt die höchsten Spitzen, 
Nicht Schloß, nicht Riegel kann 
Vor ihrem Anfall schützen; 
Der Harnisch — lockt sie an. 
Sie bricht, wie dünne Halmen, 
Den stärksten Baum entzwei. 
Sie kann das Erz zermalmen, 
Wie dicht und fest es sei. 
Und dieses Ungeheuer 
Hat zweimal nie gedroht, 
Es stirbt im eignen Feuer: 
Wie's tödtet, ist es todt! 
(Schiller.) 
28. Der Regenbogen. 
Der Regenbogen ist in unseren Gegenden eine eben so gewöhn¬ 
liche, als schöne und liebliche Erscheinung. Er glänzt bekanntlich in 
den lebhaftesten Farben: im Innern erscheint das Violet, dann kommt 
Dunkelblau nnd Hellblau, dann Grün und Gelb, dann Roth - 
gelb oder Orange und endlich am äußersten Rande ein herrliches 
Roth. Der Regenbogen läßt sich dann sehen, wenn der Sonne gegen¬ 
über eine große Regenwand steht, eine Wolke von weitem Umfange, 
aus der es fortwährend regnet. Schon wenn die Sonne auf ein Glas 
mit Wasser scheint, sieht man an dem Glase die Farben des Regen¬ 
bogens; hat man bei einem Wasserfall die Sonne im Rücken, so zeigt 
sich in dem herabstürzenden Wasser ein ganzes Stück Regenbogen. Er 
entsteht demnach durch die Brechung der Sonnenstrahlen in den Wasser¬ 
tropfen, und diese Brechung erfolgt nicht nach einem Punkte zu, son¬ 
dern die farbigen Strahlen werden zerstreut und bilden jenen hohen 
Bogen, dessen Enden auf der Erde zu ruhen scheinen, und dessen 
Gipfel hoch in den Himmel ragt. Der Regenbogen ist um so höher, 
je tiefer die Sonne steht — um so niedriger, je höher der Stand 
der Sonne ist. Darum sehen wir den größten Regenbogen des Mor¬ 
gens und des Abends; am Mittage steht uns die Sonne zu hoch, als 
daß uns ein Regenbogen sichtbar werden könnte. Daher sieht man 
den Regenbogen am nördlichen Himmel äußerst selten; am südlichen 
Himmel aber sieht man ihn niemals, weil die Sonne bei uns nie auf 
der Nordseite des Himmels steht. —
	        
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