27. Die Anfänge des Krieges.
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27. Die Anfänge des Dreißigjährigen Krieges.
1. Die Fortdauer des Glaubenszwistes. Der Rugsburger
Religionsfriede hatte zwar äußerlich die Ruhe wiederhergestellt, aber
keine Aussöhnung der Katholiken und Evangelischen herbeigeführt. Der
Hader wuchs allmählich wieder so sehr, daß 1618 ein neuer Religions-
krieg ausbrach, der dreißig Jahre lang ganz Deutschland verwüstete.
2. Der Aufstand in Böhmen. Der Dreißigjährige Krieg
nahm seinen Hnfang in Böhmen. Dort hatte die Reformation weite
Verbreitung gefunden. Ein kaiserlicher Majestätsbrief sicherte den
böhmischen Protestanten freie Religionsübung. RIs ihnen trotzdem
im Jahre 1618 eine neuerbaute Kirche niedergerissen, eine andre ge¬
schlossen wurde, brach ein Huf st and aus. Die Protestanten zogen
vor das Schloß der böhmischen Hauptstadt Prag, drangen hinein und
forderten von den kaiserlichen Räten Rechenschaft. Rls ihnen diese
verweigert wurde, warfen sie zwei der Räte und deren Schreiber zum
Fenster hinaus. Die hinabgestürzten fielen auf einen Kehrichthaufen
und kamen deshalb mit dem Leben davon. Die Empörung verbreitete
sich rasch über das ganze Land. Die böhmischen Protestanten erkannten
den eben zum Kaiser erwählten eifrig katholischen Ferdinand II. nicht
als ihren König an, sondern wählten den protestantischen Kurfürsten
Friedrich V. von der Pfalz zum König von Böhmen. Dieser junge Fürst
ließ sich vom Glanz der Königswürde blenden, zog nach Prag und setzte
sich bort die gefährliche Krone aufs Haupt.
3. Der Vöhmisch-pfälzische Krieg. 3m Ruftrag bes Kaisers
Ferbinanb rückte nun ber katholische Herzog Maximilian von
Bayern mit Heeresmacht in Böhmen ein unb besiegte Friebrichs Heer
in ber Schlacht am Weißen Berge bei Prag 1620. Friedrich floh
eilends aus Böhmen nach Holland. Nur einen Vinter hatte sein König¬
tum gedauert- man nannte ihn deshalb ben „lvinterkönig". Balb war
ganz Böhmen bem Kaiser unterworfen, unb nun erging ein strenges
(Bericht über bie Protestanten. Der Iftajeftötsbrief würbe vernichtet,
ihre vornehmsten Rnhänger würben hingerichtet, bie Rusübung bes
protestantischen Gottesdienstes verboten. Deshalb verließen viele pro¬
testantische Familien das Land. Der Ivinterkönig wurde in die Reichs-
acht getan; die pfälzische Kurwürde erhielt der Herzog Maximilian von
Bayern. (Einige protestantische Fürsten nahmen sich Friedrichs an; aber
ihre Heere würben von Maximilians Feldherrn Tilly geschlagen.
4. Der Dänische Krieg. Rls Tillq auch die Protestanten in
Itorbbeutschlanb bebrohte, trat für biese König Christian IV. von
fl n 6 r ä, Lehrbuch i>. Gesch. f. höhere Mädchenschulen. Vorstufe B.
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