Adolph von Nassau. 
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men wollte, oder den Geruch meiner Felle nicht mehr ertragen 
könnte." — „Brav! guter Mann," fiel ihm Rudolph in die Rede 
„bleibe so fleißig und vernünftig." — Stolz und Uebermuth wa¬ 
ren dem Kaiser in den Tod zuwider. Er selbst trug in der Re¬ 
gel nur ein graues Wamms, und da dies einmal zerrissen und 
Niemand bei der Hand war, der es ihm hätte flicken können, so 
that er es selbst, um zu zeigen, daß Arbeit auch den Höch¬ 
sten nicht schände. 
Achtzehn Jahre lang regierte der treffliche Habsburger über 
Deutschland und hatte die Freude, noch vor seinem Tode zu se¬ 
hen. daß das Reich viel beruhigter und geordneter war als vor¬ 
dem. Den Kummer hatte er noch kurz vor seinem Ende, daß die 
Kurfürsten nicht seinen ältesten Sohn, Albrecht, zu seinem Nach¬ 
folger wählen wollten. Vielleicht wurde auch sein Tod, der 1291 
erfolgte, dadurch beschleunigt. Er saß gerade am Schachbret, als 
ihm die Aerzte ankündigten, daß er nicht lange mehr leben könnte. 
„Wohlan!" sprach er gefaßt, „nach Speier, zu den Gräbern der 
Kaiser!" Aber ehe er noch Speier erreichte, starb er in Germers¬ 
heim, 74 Jahre alt. 
72. Adolph von Nassau, 1291—98. — Schweizerbund, 1307. — 
Albrechts 1. Tod, 1308. — Arnold von Winkelricd. 1386. 
Nach Rudolphs I. Tode wählten die Fürsten den Grafen 
Adolph von Nassau (1291 — 98), einen tapfern Mann, dem 
es aber an der nöthigen Macht fehlte, seinen Befehlen Nachdruck 
zu geben. Er war so unvermögend, daß er nicht einmal die 
Kosten seiner Krönung den Frankfurtern bezahlen konnte. Aber 
er war nicht nur arm — ihm gehörte nur ein Theil der Graf¬ 
schaft Nassau —, sondern auch ungerecht. Es lebte nämlich da¬ 
mals ein Markgraf von Meißen und Landgraf von Thüringen, 
Albrecht der Unartige, mit seinen beiden erwachsenen Söh¬ 
nen Friedrich und Diezmann in Feindschaft und Krieg. 
Unmöglich konnten sie den Vater achten. Noch als sie Knaben 
waren, hatte er ihre Mutter Margaretha, eine Tochter Kaiser 
Friedrichs II. verstoßen und sie so gemißhandelt, daß sie durch 
die Flucht sich retten mußte. Als sie in der Nacht aus der Wart¬ 
burg, wo Albrechts Residenz war, flüchtete und von ihren beiden 
Knaben Abschied nahm, biß sie im Uebermaße des Schmerzes ihren 
Liebling Friedrich so in die Backe, daß er davon den Beinamen 
„mit der gebissenen Wange" erhielt. Da nun Albrecht seinem
	        
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