Bekämpfung durch die Oestreicker uud Franzosen. 
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der Leitung des Papstes und nahm bald einen durchaus rovo- 
lutionairen Charakter an. Pius hoffte durch die Gewährung 
einer ständischen Verfassung das Volk zu befriedigen, aber die 
Wogen der Aufregung gingen zu hoch, er konnte sie nicht mehr 
beschwichtigen. Auf den Rath des Grafen Rossi, welchen er zu 
seinem ersten constitntionellen Minister ernannt hatte, versuchte 
er nun durch größere Strenge seine Herrschaft wieder zu befesti¬ 
gen, da wurde Rossi bei Eröffnung der Kammern ermordet (No¬ 
vember 1848) und ein vom Prinzen Canino (Bonaparte) ge¬ 
leiteter Aufstand zwang den Papst, den Demokraten Mamiani 
an die Spitze der Verwaltung zu stellen. Von jetzt an war es 
nicht mehr Pius oder seine Minister, welche regierten, sondern 
die Clubs und der in ihnen geschulte Pöbel hatten die Herr¬ 
schaft in Händen. Pius war wie ein Gefangener in seinem 
Palast, welcher nach Entlassung der Schweizergarde von einer 
ohnmächtigen Bürgerwehr bewacht war. Er floh deshalb nach 
Gaöta. Die Radicalen benutzten seine Abwesenheit, um Rom 
zur Republik zu erklären, und zugleich wurde die Herstellung 
eines einigen Italiens mit einer demokratisch - republikanischen 
Staatsform ins Auge gefaßt. Eine provisorische Regierung lei¬ 
tete zunächst die neue Republik, welche jedoch bald von dem küh¬ 
nen Freischaarenführer Garibaldi*) und dessen populärem An- 
*) Wir begegnen hier zum ersten Male einem Namen, welcher ein Decen- 
nium später verhängnißvoll für Italien werden sollte. Das Leben Joseph 
Garibaldi's ist eine Kette der wundervollsten Abenteuer, welchen selbst der 
romantische Reiz nicht fehlt und ihn zum Helden des Romans machen würde, 
wenn er sich nicht zu einem Helden der Geschichte gemacht hätte, als welchen 
man ihn anerkennen muß, selbst wenn man sein Streben als verwerflich be¬ 
zeichnet. 
Garibaldi ward am 4. Juli 1807 in Nizza geboren und widmete sich zeitig 
den Bestrebungen, welche Italien in eine Republik verwandeln wollten. Das 
Mißlingen dieser Pläne nöthigte ihn zur Flucht nach der Schweiz, und dann 
nach Frankreich, von wo er 1822 nach Südamerika ging und in die Dienste 
der Republik Uruguay trat. Die Kunde vom Ausbruch der Februarrevolution 
rief ihn nach Europa zurück. Am 29. Juni landete er in Genua, bildete ein 
Freicorps und rückte mit demselben gegen Mailand vor und hatte die Kühnheit, 
selbst nach Abschluß des Waffenstillstandes zwischen Oestreich und Sardinien den 
Krieg auf eigene Faust fortsetzen zu wollen. 
Aber sein Corps zerstreute sich bei dem Anrücken der Oestreicher, und Gari¬ 
baldi mußte, nur von wenigen Getreuen begleitet, fliehen. 
Im November trat er im Toscanischen wieder auf und rief neue Freischaa- 
ren zusammen, welche er nach Rom führte. Siegreicb focht er hier gegen Frau- 
Weltqesclnckte für Töchter. IV 13. Aust. 15
	        
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