293 
Andringenden geöffnet, die Wächter augenblicklich erschlagen. Dann 
stürzten die Mörder in das Zimmer des Admirals. Bei dem ersten 
Lärm war der kranke Greis schnell aufgestanden; man fand ihn an 
die Wand gelehnt. »Bist du Coligni?« schrie ein junger Offizier. 
»Ich bin es,« sprach der Admiral; »aber du junger Mann, habe 
Ehrfurcht vor diesen grauen Haaren.« Ein Stoß mit dem Degen 
war die Antwort; ein anderer Mörder schoß ihm eine Kugel in 
den Leib. Dann stürzten sie den zerfleischten Leichnam zum Fenster 
hinaus. 
Unterdessen hatte auch das Morden in den Straßen begonnen. 
Aufgeschreckt durch den plötzlichen Lärm stürzten die Hugenotten aus 
den Häusern und fielen so ihren Feinden in die Hände. Von allen 
Seiten ertönte das Brüllen der Mörder, das Schreien und Flehen 
der Verfolgten, das Winseln der Sterbenden, dazwischen das Knallen 
der Gewehre und Geklirre der Schwerter. Der König selbst schoß, 
wie man versichert, aus einem Fenster des Schlosses auf feine 
fliehenden Unterthanen. Seinem neuvermählten Schwager, Heinrich 
von Navarra, aber und dem Prinzen von Conde rief er wüthend 
zu: »Messe, Tod oder Bastille!« Die Erschreckten wählten die Messe 
(widerriefen jedoch nach Verlobtem Sturme). Der ausgezeichnetsten, 
edelsten Männer fiel eine große Zahl, der gemeinern eine un¬ 
bestimmbare Menge. Die Wuth stieg mit der Blutarbeit. Auch 
Greise, Kinder und Weiber wurden geschlachtet. Der Marschall 
Tavannes rannte in wüthender Mordgier durch die Straßen und 
rief unaufhörlich: »Lasset Ader, Bürger, es ist im August so heil¬ 
sam, als im Mai!« Von den Straßen drang man in die Häuser 
und setzte hier das entsetzliche Gewürge fort. 
Drei Tage lang dauerte das Morden. In den Geschichts¬ 
büchern der Zeit finden wir eine Menge der schaudervollsten Ein¬ 
zelheiten aus diesen Schreckenstagen verzeichnet; wir blicken davon 
weg; der äußere Umriß genügt. 
Am dritten Tage durchzog Karl mit seinen Höflingen wie im 
Triumphe die leichenerfüllten Straßen und weidete seine Augen an 
dem blutigen Schauspiele. Auch Coligni's Leichnam fand er; der 
wüthende Pöbel hatte ihn auf alle Art beschimpft und endlich bei 
den Beinen an einen Galgen gehängt. Und als einige Höflinge 
vom Gerüche der Verwesung sich abwendeten, trat Karl noch näher 
hinzu mit den Worten: »Ein todter Feind riecht immer gut!« Auch 
die Königin Mutter machte den entsetzlichen Umzug mit und übte 
noch an den Leichnamen frechen Muthwillen. 
Ein ähnliches Morden, wie in Paris, fand auch in vielen an¬ 
dern Städten und Dörfern, in allen Theilen des Landes, gemäß 
königlicher Befehle statt. Ueber 3000 Menschen bluteten allein in 
Orleans, und die meisten andern größern Städte erfuhren fast 
dieselben Schrecknisse. Einige Schriftsteller rechnen die Zahl der im
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.