Full text: Lehr- und Lesebuch für die gewerblichen Fortbildungsschulen Bayerns

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verborgen hielt, wurde von den Vollstreckern der Reichsacht 
entdeckt und getötet, die alte Burg Wittelsbach aber 
geschleift. 
Nach dem Tode Philipps wurde Otto zwar von allen 
deutschen Fürsten als König anerkannt, allein bald nach 
seiner Krönung in Rom zerfiel auch er mit dem Papste und 
wurde mit dem Banne belegt. Der Papst sandte seinen 
Mündel, den unterdessen volljährig gewordenen Friedrich, den 
Sohn Heinrichs VI, nach Deutschland, um den Kampf gegen 
den Welfen aufzunehmen. Freudig schloß sich die hohen- 
staufische Partei an den hoffnungsvollen, in ritterlicher Kraft¬ 
fülle prangenden, blondgelockten Fürsten von jugendlicher 
Schönheit und gewinnender Anmut, ivelcher mit freigebiger 
Hand Reichs- und Familiengüter verschenkte und an dessen 
Namen sich die Erinnerungen einer glorreichen Vergangenheit 
knüpften, während Ottos Anhang sich immermehr verminderte. 
Und als Otto von allen Fürsten verlassen auf der Harzburg 
starb, war die Macht des Hohenstaufen diesseits und jenseits 
der Alpen fest und dauerhaft begründet. 
20. Kaiser Friedrich II. 
Von mütterlicher Seite normannisch-italienischer Herkunft, 
vereinigte Friedrich II. in seinem Wesen die heisse Leidenschaft 
des Südländers, wälsche Gewandtheit und Klugheit mit deutscher 
Kraft und trotziger Kühnheit. Er war eine reich begabte, ge¬ 
niale Natur, in welcher Fehler und Tugenden stark hervortraten. 
Ausgezeichnet durch edle Bildung, vielseitige Kenntnisse, die er 
zum Teil am Hofe des Papstes, seines Vormundes, sich aneig¬ 
nete, war er zugleich ein geschickter Feldherr, tapferer Kriegs¬ 
held, ein tiefblickender Staatsmann, der in Italien geboren und 
erzogen, leider für Deutschland nur wenig Interesse empfand 
und den grössten Teil seiner Regierungsthätigkeit seinem italieni¬ 
schen Erblande, Neapel und Sizilien, und dem bedauerlichen 
Kampfe mit dem Papsttum widmete. 
Nach seiner Krönung zum deutschen König in Aachen 
lässt er seinen kleinen Sohn Heinrich zum römischen König 
wählen und verlässt dann Deutschland auf 15 Jahre. Nach 
Gelobung eines Kreuzzuges wird er vom Papste Honorius zu 
Rom als Kaiser gekrönt. Friedrich machte nun grosse Zu¬
	        
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