Full text: Für allgemeine Fortbildungsschulen mit besonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse des gewerblichen Lebens (Theil 1)

246 
185. Auf dem Elefantenfang in Indien. 
goldgelber Bambus, durch den unsere Elefanten sich einen Pfad bahnen mußten, 
dazu ein beständiges bergauf bergab und hie und da ein Wassertümpel: das 
war der Charakter der Gegend, die wir, behaglich auf dem Rückenpolster der 
Elefanten liegend, durchzogen. Die Leistungen unserer Tiere in diesem schwierigen 
Gelände waren bewundernswert. Auf Befehl ihrer Mahauts (Lenker) brachen sie 
zu beiden Seiten und über ihren Köpfen mit dem Rüssel Äste und Zweige ab, 
überwanden, in Zickzacklinien sich ihren Weg bahnend, die steilsten Anhöhen und 
rutschten auf der entgegengesetzten Seite, wenn sich sonst kein genügender Halt 
für sie bot, auf niedergesetztem Hinterteil mit einer Ruhe und Sicherheit hinunter, 
als seien diese Rutschpartien für sie ein besonderes Vergnügen. 
Als am folgenden Nachmittag die Botschaft eintraf, daß die Einschließung 
der Herde geglückt sei, packten wir wieder auf und erreichten nach zweistündiger 
Kletterei einen von den Expeditionsleuten für uns abgeholzten und gesäuberten 
Lagerplatz auf einem, freie Ausblicke auf die umliegende Landschaft gestattenden 
Hügel. In Büchsenschußweite von uns lag eine bewaldete Bodenwelle, auf der 
die Elefantenherde eingehegt gehalten ward. Sie war in einem Umkreise von 
etwa vier englischen Meilen umstellt, alle 30 bis 50 Schritt waren kleine 
Bambus- oder Laubhütten errichtet, in denen je zwei Leute Wache hielten. Rund— 
um war auf 4m Breite das Unterholz oder Gras niedergelegt, so daß die ein— 
zelnen Posten sich gegenseitig Signale machen konnten und etwa durchbrechende 
Elefanten sofort sehen mußten. 
Wir begaben uns nach Einnahme einer kleinen Erfrischung zu derjenigen 
Stelle der Einschließung, an der die „Kheddah“, in welche die Elefanten am 
folgenden Tage hineingetrieben werden sollten, im Bau begriffen war. Man 
hatte zu diesem Zwecke eine spärlich bewaldete, aber mit hohem Grase bestandene 
Stelle am Fuße einer Anhöhe ausgewählt. Etwa hundert Leute waren beschäftigt, 
gegen 12em starke und 4m lange Pfähle aus dem Walde zu hauen und, 
in Abständen von 1mn, in einem Umkreise von hundert Schritt, metertief 
in den Boden einzulassen und festzustampfen, während andere Arbeiter an der 
Innenseite der bereits eingegrabenen Pfosten in horizontaler Lage und in Ab— 
ständen von etwa , m mit Hilfe von Jutestricken starke Querhölzer von 
3m Länge befestigten. Nachdem es geschehen war, wurden auch an der 
Innenseite dieser Querhölzer nochmals starke Pfähle eingegraben und die äußeren 
Pfosten durch solide Stützbalken gegen jeden von innen gegen sie ausgeübten 
Druck widerstandsfähiger gemacht. Alles geschah mit viel Geschick und großer 
Geschwindigkeit, so daß die gegen 30 Schritt im Durchmesser haltende Kheddah 
nach etwa 10 Stunden fertiggestellt war und mit dem Bau einer in dieselbe 
führenden, trichterförmig sich nach außen erweiternden Palisade, dem „Mund
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.